Von wegen gut und sehr gut! Diese Schulleiter aus der Region hatten auch mit schlechten Noten und Langeweile im Unterricht zu kämpfen. Wir haben in die Zeugnisse der Unterfranken geschaut.
Bernd Rottenbacher (Lohr) hatte früh Probleme

Bernd Rottenbacher, Leiter des Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums Lohr (Lkr. Main-Spessart): „Ich war ein ganz ganz schlechter Grundschüler: Bis zur dritten Klasse war ich im Grunde genommen zwischen Förderschule und Volksschule gestanden.“ Bernd Rottenbacher hatte anfangs „überwiegend Dreier – was in der Grundschule natürlich eine Katastrophe ist“, wie er selbst meint. „Ich glaube, ich konnte mit den Lehrerinnen nicht so“, interpretiert er vorsichtig. „Dass eine Lehrerin für alles zuständig ist, das war nicht so meins. Mit dem Betulichen konnt ich nicht so recht was anfangen.“ Mit dem Lehrer in der vierten Klasse ging es dann besser. „Dem hab ich viel zu verdanken. Der hat mich gefördert und ich hab den Übertritt ins Gymnasium grad so geschafft.“ Mit mehreren Lehrern im Gymnasium sei es dann gleich besser gelaufen, so der heute 48-Jährige, der in Gerbrunn lebt und seinen Heimatort Lohr als Zweitwohnsitz hat. Sein Bestes Zeugnis war dann sein Abi-Zeugnis. „Da war ein deutlicher Einser vor dem Komma.“
Stefan Greb (Ochsenfurt) und sein Französischtrauma

Stefan Greb, stellvertretender Schulleiter Realschule am Maindreieck Ochsenfurt (Lkr. Würzburg): „Mein schlechtestes Zeugnis hatte ich in der zehnten Klasse am Gymnasium“, sagt Stefan Greb. „Da hatte ich in Französisch eine Fünf im Zwischenzeugnis.“ Die Sprache habe ihm einfach nicht gelegen – daher habe er das Fach in der Oberstufe auch abgelegt. „In den anderen Fächern hatte ich keine Probleme, ich war ein guter Schüler“, ergänzt er. Seine Eltern seien „sehr entspannt“ gewesen, was schulische Leistungen anging. „Sie überließen es mir, ob ich am Gymnasium bleiben wollte oder nicht. Und ich habe dann dort ja auch mein Abitur gemacht.“ Seine Französisch-Probleme endeten übrigens glimpflich. Im Jahreszeugnis hat er es noch auf eine Vier geschafft. „Ein befreundeter gebürtiger Algerier, für den Französisch die Muttersprache war, hat mir geholfen“, erinnert er sich. Und später habe er sogar wieder angefangen, französisch zu sprechen. „Ich finde die Sprache sehr schön“, so Greb, „und habe auch französische Freunde.“
Wolfgang Wittmann (Maßbach) und ein bodenloses Diktat

Wolfgang Wittmann, Rektor Mittelschule Maßbach (Lkr. Bad Kissingen): Wer den Großteil seines Lebens in der Schule verbracht hat, der lernt Gelassenheit: „Zeugnisse sind überbewertet, sie sind Momentaufnahmen und erlauben kein Urteil über einen Menschen“, sagt Wolfgang Wittmann, scheidender Rektor der Mittelschule Maßbach. Er muss es wissen als echter Pappenheimer aus dem Mittelfränkischen. „Bodenlos“ habe unter seinem ersten Diktat als Gymnasiast gestanden. Mit dem Umzug der Familie nach Erlangen ging ein Abfall der schulischen Leistungen einher. Bis zum Reifezeugnis fanden sich einige Dreier und Vierer in den Jahreszeugnissen, sogar ein Fünfer in Englisch findet sich in Wittmanns Sammlung sämtlicher Schulzeugnisse. „Das war oft in den Sprachen. Das passiert, wenn man keine Vokabeln paukt“, schmunzelt er. Gerühmt wurde aber stets sein schulisches Engagement, als Klassensprecher oder bei sozialen Einsätzen. Er hat früh erkannt, dass schulisches Leben mehr ist als Noten.
Edith Kaminski (Schweinfurt): Nur einmal eine Vier im Halbjahreszeugnis

Edith Kaminski, Schulleiterin des Olympia-Morata-Gymnasiums Schweinfurt: Zu verlieren hätte sie eigentlich nichts, wenn sie sich im Hinblick auf ein nicht so strahlendes Zeugnis outen würde. Denn zum Schuljahresende geht sie nach 41 Jahren im Schuldienst in den wohlverdienten Ruhestand. Die Wahrheit aber ist: „Ich war immer eine gute Schülerin“, so Edith Kaminski. „Nur einmal stand eine Vier in Französisch im Halbjahreszeugnis.“ An die aber erinnert sie sich genau. 16 war sie und frisch ans Schönborn-Gymnasium in Würzburg gewechselt. Eine Übergangsklasse war das damals 1969 und für die Schülerin Edith brachte die elfte Klasse erstmals Unterricht in der zweiten Fremdsprache Französisch. Zwar hatte sie schon in den Sommerferien Vokabeln gepaukt, aber im Zwischenzeugnis reichte es nur für „Ausreichend“. Das ließ sie nicht auf sich sitzen, lernte weiter. Im Jahreszeugnis stand dann eine Drei. Ihren Frieden mit Französisch hat Kaminski längst gemacht, war oft in Frankreich und hat Lehrproben in Französisch abgenommen.
Thorsten Stöhr (Karlstadt) war ein Literaturmuffel

Thorsten Stöhr, Direktor der Johann-Rudolph-Glauber-Realschule Karlstadt (Lkr. Main-Spessart): Besonders an Literatur interessiert war Thorsten Stöhr damals nicht. Heinrich Manns „Der Untertan“ schien ihm zu langweilig; er verzichtete darauf, den Roman zu lesen. Die Klausur fiel dementsprechend aus. Über Theodor Storms „Der Schimmelreiter“ hielt der Karlstadter ein Referat, ohne dass er das Buch gelesen hatte. Also erhielt er im ersten Halbjahr des Deutsch-Grundkurses auf dem Weg zum Abi 1995 eine Fünf. „Zwei oder drei Punkte, genau weiß ich es nicht mehr. Jedenfalls die erste Zeugnis-Fünf meiner Schullaufbahn“, erinnert sich Stöhr. Das Problem: Drei der vier Halbjahresnoten des Deutsch-Grundkurses würden in die Abiturnote einfließen. „In den verbleibenden Semestern musste ich mich also anstrengen.“ Sein Abitur schaffte Thorsten Stöhr letztendlich ohne große Probleme – mit einem Notenschnitt von 2,3. Und Literatur lernte der heutige Schulleiter auch noch zu schätzen.
Michael Schmitt (Würzburg) und die Selbstzweifel

Michael Schmitt, Schulleiter Deutschhaus-Gymnasium Würzburg: „Als ich in der Grundschule in Wasserlosen war, haben wir Tests geschrieben, die darüber entschieden haben, welche weiterführende Schule man besuchen kann“, erinnert sich Schmitt. In Mathe schaffte er da nur eine Drei. „Das hätte mit den anderen Noten zwar immer noch für das Gymnasium gereicht, aber ich habe mich damals nicht getraut, weil ich dachte, dass ich zu schlecht bin.“ Obwohl auch die Lehrer gesagt hätten, dass er ans Gymnasium gehen soll, besuchte er zunächst ein Jahr die Hauptschule Poppenhausen. Beeinflusst hat diesen Schritt auch Schmitts gleichaltrige Cousine. „Sie war mindestens so gut wie ich, aber sie wollte auch nicht auf die ,höhere Schul'‘, und wir hätten uns wohl nur gemeinsam getraut.“ Vielleicht habe er sich auch so entschieden, da man früher als Dorfkind und aus einer Handwerkerfamilie dachte, „dass man da nicht hingehört ans Gymnasium“. „Das war Quatsch“, zeige aber, „was Selbstbild und Selbstvertrauen bewirken – oder verhindern – können“.
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