Ende Juli ist es wieder soweit: Millionen Schüler in Bayern strömen aus den Klassenzimmern, werfen ihre Rucksäcke in eine Ecke und entfliehen in die wohlverdienten Sommerferien. Während diese jedoch für die bayerischen Schüler am 30. Juli beginnen, sind die Ferien in Ländern wie Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz am 3. August schon wieder vorbei. Ein Zustand, der vielen nicht gefällt.
- Lesen Sie auch: Sechs Schulleiter gegen Einblick in ihre Zeugnisse
Unfair sei es, dass die südlichen Bundesländer meistens Urlaub in der Nebensaison machen könnten, meckern die einen. Die anderen ärgern sich Jahr für Jahr darüber, dass sie erst ab August frei haben, wenn das Wetter schlechter wird.
Entlastung der Feriengebiete und Verkehrsmittel
Wie kommt es, dass die Bundesländer zu solch unterschiedlichen Zeiten in die Sommerferien starten? Grundlage dafür ist das „Hamburger Abkommen“ von 1964. Darin vereinbarten die Bundesländer: „Die Sommerferien sollen in der Zeit zwischen dem 1. Juli und dem 10. September liegen. Sie werden regional gestaffelt.“ Das sollte dafür sorgen, dass Feriengebiete und Verkehrsmittel nicht überlastet werden. Damit dabei niemand benachteiligt wird, sollten die Länder sich regelmäßig mit dem Ferienbeginn abwechseln.
Ausgenommen wurden davon Bayern und Baden-Württemberg. Der Grund: Die Schulkinder in den damals vor allem ländlich geprägten südlichen Bundesländern wurden im Spätsommer für die Ernte gebraucht, deshalb starteten die Sommerferien für Bayern und Baden-Württemberg immer erst Ende Juli oder Anfang August.
Heute spielt dieses Argument freilich keine Rolle mehr, stattdessen berufen sich beide Länder auf ihre traditionell langen Pfingstferien: „Nach den Pfingstferien muss ein ausreichend langer Zeitraum zur Verfügung stehen für die letzte Lern- und Prüfungsphase, für gemeinschaftsfördernde Aktivitäten und die Zeugnisvorbereitungen“, sagt Tobias Schiller, Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums. Um dies sicherzustellen, gingen die bayerischen Schüler immer relativ spät in die Sommerferien.
„Beim Thema Ferien kann man es nie allen recht machen.“
Martin Löwe, Landesvorsitzender des Bayerischen Elternverbandes kann die Aufregung um das Thema Sommerferien nicht verstehen. Zwar gebe es auch im eigenen Verband viele Stimmen, die sich am späten Beginn stören. Die seien jedoch in der Minderheit, schließlich biete der später Ferienbeginn auch Vorteile, wie etwa niedrigere Hotelpreise in der Nebensaison.
Auch andere Länder sind zufrieden mit dem System: „Die bisherige Regelung hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und zu keinen Problemen geführt. So können Hessens Eltern beispielsweise gut die Alpen beziehungsweise die Nordsee erreichen, während die Bundesländer, durch die sie dabei mit dem Auto fahren, nicht gleichzeitig Ferienbeginn haben“, sagt etwa Philipp Bender vom hessischen Kultusministerium. Die Debatte, ob Ferien besser früh oder besser spät beginnen sollten, sei letztlich sehr subjektiv. Sein Fazit: „Beim Thema Ferien kann man es vermutlich nie allen recht machen.“