So steht es in der Patentschrift für das „Elektrische Teleskop“, das der Student der Naturwissenschaften an der Universität Berlin anno 1884 beim Kaiserlichen Patentamt des Deutschen Reiches einreichte. Mit dem elektrischen Teleskop, dessen rotierende und mit kleinen Löchern versehene Scheibe einen Gegenstand abtastete, dessen Bild dann auf eine Projektionswand geworfen wurde, hatte Nipkow im Alter von 23 Jahren das Fernsehen erfunden. Mit einem Fernsehgerät hatte die sogenannte Nipkowscheibe jedoch nur entfernt etwas zu tun. Erst Karl Ferdinand von Braun, der 1897 die Kathodenstrahlröhre („Braun'sche Röhre“) konstruierte, schuf die entscheidende technische Voraussetzung zur Entwicklung der Fernsehbildröhre.
Fernsehen mit der Lupe
In den Folgejahren beschäftigten sich zwar diverse Wissenschaftler mit dem Fernsehen, doch erst nach dem Ersten Weltkrieg kam wieder richtig Schwung in die Sache: Der Ungar Dénes von Mihály experimentierte in den 20er Jahren mit der Übertragung von bewegten Bildern über Fernsprechleitungen, der in die USA ausgewanderte russische Physiker Wladimir Kosma Zworykin entwickelte mit dem Ikonoskop die erste vollständig elektronische Fernsehbildröhre. Der US-Amerikaner Herbert Eugene Ives führte 1925 ein funktionsfähiges TV-System vor. Drei Jahre später wurden in den USA bereits die ersten TV-Nachrichten ausgestrahlt, und bei der Rundfunkausstellung in Berlin präsentierte Dénes von Mihaly der staunenden deutschen Öffentlichkeit einen Fernsehapparat – die gerade vier mal vier Zentimeter großen TV-Bilder wurden durch eine Lupe betrachtet. Wissenschaftler wie Manfred von Ardenne und Siegfried Loewe trieben die Entwicklung der neuen Technik entscheidend voran. Die Reichspost richtete in der Hauptstadt ein Fernsehlabor ein, experimentierte fleißig und zeigte in Versuchssendungen, die freilich kaum jemand sah, Wochenschauen, Filme wie „Liebeswal-zer“, „Nie wieder Liebe“ oder „Im Geheimdienst“ und Ratgeberbeiträge mit Titeln wie „Wochenende“ oder „Tanz und Gymnastik“. 1934 wurde sogar eine Fernsehansagerin verpflichtet: Die Schauspielerin Ursula Patzschke las Gedichte vor, ihr Dackel zeigte Kunststücke. Am 22. März 1935 – die auf Propaganda bedachte nationalsozialistische Regierung trieb die Entwicklung des jungen Mediums voran – war es dann soweit: Reichspost und Reichsrundfunkgesellschaft starteten ein regelmäßiges Fernsehprogramm. Drei Abenden pro Woche gab es von 20 bis 22 Uhr Informations- und Unterhaltungssendungen.
Damit auch der Mann von der Straße etwas davon hatte, richtete die Reichspost in Berlin, Potsdam, Leipzig und Hamburg „öffentliche Fernsehstuben“ ein, in denen zwischen 30 und 300 Menschen Platz fanden. 1936 berichtete das Deutsche Fernsehen bereits live von den Olympischen Spielen in Berlin.
Siegeszug in den Fünfzigern
Bis zum Massenmedium war es für das Fernsehen in Deutschland jedoch noch ein weiter Weg, die ersten TV-Geräte, die Mitte der 30er Jahre in den Handel kamen, waren kaum erschwinglich. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde bei der Berliner Funkausstellung zwar der „Deutsche Einheits-Fernseh-Empfänger E1“ präsentiert, der mit einem Preis von rund 650 Reichsmark deutlich unter dem lag, was etwa in den USA für einen Fernsehapparat bezahlt werden musste – die Massenproduktion des Geräts kam wegen des Krieges jedoch nicht zustande.
So konnte das Fernsehen in Deutschland seinen Siegeszug erst nach 1945 beginnen: In den fünfziger Jahren gingen sowohl die ARD in der Bundesrepublik als auch der Deutsche Fernsehfunk (DFF) in der DDR auf Sendung. Das ZDF ging 1963 an den Start, vier Jahre später wurde das Farbfernsehen in Deutschland eingeführt, und 1984 kam das Privatfernsehen.