Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Der Schrei des todgeweihten Mannes am Kreuz ist mehr als das spontane Sich-Aufbäumen gegen das Unausweichliche. Es ist auch ein Sich-Hingeben an die Tradition, die Suche nach Trost in einer jahrhundertealten Klage. Die Evangelisten Markus und Matthäus legen Jesus als letzte Worte den ersten Vers von Psalm 22 in den Mund – und liefern damit eines der ältesten literarischen Zeugnisse von der Kraft, die der alten Lied- und Gebetsform zugeschrieben wird.
WÜRZBURG