Wenn das Ukulele Orchestra of Great Britain im Theater der Stadt Schweinfurt gastiert – so am Montag zum fünften Mal (in einer früheren Version dieses Artikels war irrtümlich vom vierten Mal die Rede) –, dann ist der Saal voll. Voll mit Fans, voll mit Neugierigen, voll mit Hingerissenen. Denn die Konzerte des UOGB sind eine verlässliche Mischung aus gutmütiger Komik, liebenswert albernem Wortwitz, hintergründiger Selbstironie. Und großartiger Musik natürlich.
Was, glaubt man der Legende, vor 32 Jahren als eine Art Partygag begann, hat sich längst zu einem höchst professionell aufspielenden Ensemble gemausert, mehr noch aber zu einer weltweit verehrten britischen Institution, die schon mal eingeladen wird, auf der privaten Geburtstagsfeier der Queen zu spielen.
Die Vorbilder Hendrix und Bowie
Glaubt man Gründungsmitglied George Hinchliffe, können die Ukes, so der offizielle Kosename, auf durchaus prominente Vorläufer verweisen, die ihre Karrieren auf der viersaitigen Minigitarre begannen, unter ihnen Jimi Hendrix, David Bowie oder George Harrison.
Joni Mitchell hatte ihren ersten Fernsehauftritt im kanadischen Fernsehen mit Ukulele – „weil eine Elchjagd-Sendung ausfiel“, kommentiert Leisa Rea, die dann, ganz unironisch, mit intensiver, klarer Stimme Mitchells „A Case of You“ abliefert.
Sechs Mitglieder sitzen auf der Bühne, neben Hinchliffe und Rea sind es diesmal Richie Williams, Will Grove-White, Jonty Bankes und als Gast Clara Sanabras aus Barcelona. „Wir sind zwar das Ukulele Orchestra of Great Britain, aber wir sind ein europäisches Orchester“, sagt George Hinchliffe und bekommt dafür einen Anti-Brexit-Sonderapplaus.
„Das Orchester hat das nächste Lied für mich ausgesucht, weil ich die einzige bin, die ein bestimmtes Wort richtig aussprechen kann“, sagt Clara Sanabras. Das Wort entpuppt sich als „Sangria“, in Erinnerung bleiben wird aber wohl weniger Sanabras' astreine Aussprache, sondern ihre unglaubliche, in allen Lagen strahlende Stimme, die etwa den James-Bond-Song „Diamonds Are Forever“ zu wahrhaft großem Kino macht.
Richie Williams, links außen sitzend, muss einen Hustenanfall vortäuschen, damit die anderen mit der rechten Hand jeweils beim Nachbarn in die Saiten greifen, wodurch Williams eine Hand freibekommt, um während des Stücks einen Schluck Wasser zu trinken.
An der Bass-Ukulele wie gewohnt Jonty Bankes, der erst 27 Jahre dabei ist, weswegen sie ihn „the new guy“ nennen. Seine gepfiffene „Badinerie“ von Bach ist fester Bestandteil des Programms. Immer wieder gern gehört auch Will Grove-Whites leicht übersteuerte Version von „Psycho Killer“ der Talking Heads.
Hörspiel mit Hahn-Solo
Jonty Bankes hat dank deutschem TV endlich „das Suchtverhalten“ der Deutschen begriffen: Bauer sucht Frau, Deutschland sucht den Superstar und so weiter. George Hinchliffe ist so bescheiden, dass er sich nie mit den Namen prominenter Bekanntschaften schmücken würde. Das hat ihm übrigens seine gute Freundin Elizabeth II. von England geraten. „Ich bin so bescheiden, dass ich, bekäme ich den Nobelpreis für Bescheidenheit, gar nicht selbst hingehen würde, um ihn abzuholen. Ich würde Bob Dylan schicken.“
Aus Daft Punks „Get Lucky“ machen sie eine Art Bauernhof-Hörspiel. Mit Hahn-Solo. Der Star-Wars-Gag zündet nicht sofort. „Alles Star-Trek-Fans hier“, frotzelt Leisa Rea.
Sie stellen sich übrigens gerne auf ihr Publikum ein. Jonty Bankes hat extra „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ vorbereitet. „Das heißt ,Schwarzbraun ist der Hasselhoff'“, korrigiert Hinchliffe.
Und dann ist da noch die Musik. Wunderbare Stücke, wunderbar gespielt und gesungen, von Händel über Jazz, Folk, Rock, Pop bis hin zu Filmmusik. Manchmal auch alles gleichzeitig. Meisterhaft.