Sie ist eine der traditionsreichsten Marken im deutschen Fernsehen und konnte jüngst ihren 50. Geburtstag feiern: die altehrwürdige Nachrichtensendung „heute“ im ZDF. In vielen deutschen Haushalten ist die Hauptausgabe von „heute“ um 19 Uhr nach wie vor ein Muss, doch es werden immer weniger: Wie die neue Studie „Die Informationsqualität der Fernsehnachrichten aus Zuschauersicht“ zeigt, laufen Petra Gerster, Matthias Fornoff und den anderen „heute“-Leuten die Zuschauer davon – ein Trend, der den Verantwortlichen auf dem Mainzer Lerchenberg schon seit Jahren Sorgenfalten auf die Stirn treibt. Vor allem auf junge Menschen scheint der Nachrichten-Klassiker des Zweiten wie von gestern zu wirken, sie versorgen sich lieber anderswo mit den Neuigkeiten des Tages, zum Beispiel im Internet.
Zu schematisch und zu dröge
Die Zahlen, die in der neuen Ausgabe der Fachzeitschrift „Media Perspektiven“ präsentiert werden, sind für das ZDF in der Tat erschreckend. Im vergangenen Jahr konnte die Hauptausgabe von „heute“ mit durchschnittlich 3,52 Millionen Zuschauern gesamt und einem Marktanteil von 15,9 Prozent unter den wichtigsten Nachrichtensendungen zwar noch Platz drei belegen, hinter der ARD-„Tagesschau“ (8,79 Millionen Zuschauer/31,4 Prozent) und erneut hinter „RTL Aktuell“ (3,54 Millionen Zuschauer/16,9 Prozent), die beide ebenfalls Einbußen hinnehmen mussten.
Doch bei den jüngeren Zuschauern sieht es für Petra Gerster und Co. ganz duster aus: Im Schnitt gerade mal 470 000 Unentwegte im Alter von 14 bis 49 Jahren schalteten 2012 um 19 Uhr „heute“ ein – weit weniger als die „Tagesschau“ und „RTL aktuell“ und sogar weniger als die Nachrichtensendungen von Sat.1, Pro Sieben oder die qualitativ höchst fragwürdigen „RTL 2 News“, die 620 000 Zuseher verbuchen konnten. Besonders bitter für die Macher von „heute“: Erstmals konnte im vergangenen Jahr sogar das in der Regel um 21.45 Uhr ausgestrahlte „heute-journal“ mit 3,53 Millionen Zuschauern etwas mehr Zuspruch verzeichnen. Das ZDF-Nachrichtenmagazin mit Claus Kleber und Marietta Slomka kommt in Gegensatz zu „heute“ auch bei jüngeren Zuschauern ganz gut an. „Wir dürfen ausführlich über die spannendsten Themen berichten, Schwerpunkte setzen – und anderes dafür weglassen“, begründet Kleber im Interview mit dem Branchendienst „Quotenmeter.de“ den Erfolg des „heute-journal“ und fügt mit Blick auf die ZDF-Mitstreiter von „heute“ pflichtschuldig an: „Die ,heute’-Kolleginnen machen einen Super-Job.“
Das wiederum sehen Kritiker ganz anders: Als zu schematisch, zu dröge und zu zurückhaltend bei populären bunten Themen wird „heute“ von vielen empfunden. Eine Einschätzung, die auch die neue Studie bestätigt, die sich unter anderem auf die Befragung von 3000 Personen stützt: In den Augen der Zuschauer können „Tagesschau“ und „heute“ zwar mit Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit und guten Korrespondenten punkten. Doch die öffentlich-rechtlichen Klassiker wirken der Umfrage zufolge anders als die Nachrichtenformate der privaten Sender nicht gerade „locker und frisch“, sondern werden von vielen als „etwas steif und trocken“ empfunden.
Beim ZDF ist man sich der Probleme bewusst und sieht das Internet als Hauptverursacher der „heute“-Krise. „Die klassischen Tagesnachrichtensendungen stehen viel stärker in Konkurrenz zu den Internetanbietern. Sie müssen beweisen, dass sie für die Zuschauer trotzdem wichtig bleiben“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut der „Zeit“. Ein Ende der Misere ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Im ersten Halbjahr 2013 gingen die Einschaltquoten und Marktanteile der „heute“-Nachrichten nach Auskunft des ZDF im Vergleich zum Gesamtjahr 2012 weiter zurück: Von Januar bis Juni schalteten durchschnittlich nur noch 3,49 Millionen Zuschauer ein, davon gerade noch 410 000, die jünger als 50 sind.