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WÜRZBURG: Leitartikel: Das Internet vergisst nicht

WÜRZBURG

Leitartikel: Das Internet vergisst nicht

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    Mit ihrem Facebook-Eintrag, in dem Eltern davor gewarnt werden, Bilder von ihren Kindern für alle sichtbar in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, hat die Polizei in Hagen offenbar den Nerv vieler Nutzer getroffen. Am Donnerstagnachmittag, zwei Tage nach dem Post, war der Aufruf schon mehr als 200 000-mal geteilt und über 120 000-mal mit „Gefällt mir“ markiert worden. In vielen der 3500 Kommentare wurde Zustimmung geäußert.

    Gut, das Netz erregt sich gern, gerät oft schnell und aus ziemlich nichtigen Anlässen in ein großes Zittern. Und so schnell, wie die Erregung gekommen ist, so schnell verschwindet sie meist auch wieder. Doch diesmal scheint es anders zu sein. Die „Social-Media-Kommissare“ aus Westfalen haben deshalb den Nerv getroffen, weil sie ein ganz grundsätzliches Problem in den Fokus rücken.

    Weltweit sind jetzt 1,5 Milliarden Menschen auf Facebook registriert, bei geschätzt drei Milliarden Internetnutzern überhaupt. Auch andere soziale Netzwerke wachsen weiter mit zum Teil atemberaubender Geschwindigkeit: Twitter auf 300 Millionen Nutzer, Instagram auf 400 und WhatsApp nun gar auf 900 Millionen. Immer mehr Menschen kommunizieren auch digital, über Posts, Kommentare, Emoticons, Kurznachrichten und indem sie Bilder, Videos und Sprachaufnahmen austauschen.

    Die Zahl der Nutzer und die Zahl der Netzwerke ist rasant gestiegen. Doch die Sicherheit und Souveränität, die digitale Kompetenz der Menschen, ist nicht im gleichen Tempo mitgewachsen. Zugespitzt: Viele sind auf Facebook, aber für viele ist Facebook immer noch Neuland. Das ist kein Vorwurf, nur eine Feststellung.

    Man kann es den Leuten auch gar nicht verübeln, dass sie keine Lust darauf haben, sich durch ellenlange Privatsphäre-Einstellungen zu klicken oder mühsam nach den Knöpfen zu suchen, die festlegen, wer denn nun das hochgeladene Foto sehen darf und wer nicht. Und mit dem nächsten Update wird dann sowieso wieder alles anders. Ganz zu schweigen davon, dass die jungen Leute schon längst auf einer neuen Plattform unterwegs sind, die ganz anders funktioniert.

    Es herrscht Verunsicherung – und die wird wohl auch so bald nicht verschwinden. Es gilt, die Gefahren aber auch die großen Chancen der fortschreitenden Digitalisierung unserer Kommunikation zu erkennen. Dafür muss man sich mit den neuen Kanälen, mit den sozialen Netzwerken beschäftigen. Das braucht Zeit und Ausdauer. Ohne das wird es nicht gehen.

    Wir müssen lernen, dass alles, was wir in den Netzwerken öffentlich von uns geben, in der nächsten Sekunde weltweit verfügbar ist. Das wir praktisch kaum einen Einfluss darauf haben, wie und in welchem Zusammenhang dieser Inhalt genutzt, geteilt und kommentiert wird. Einmal in die digitale Welt hochgeladen, ist der Inhalt nicht mehr zurückzuholen. Und, das ist ganz wichtig: Das Netz vergisst nicht. Noch viele Jahre nach ihrer Veröffentlichung können unsere Inhalte gesucht und gefunden werden.

    Wer das alles weiß, vielleicht selbst damit einmal eine leidvolle Erfahrung gemacht hat, der wird sich anders verhalten im Netz, bedächtiger, umsichtiger – und auf das ein oder andere öffentliche Foto seiner Kinder dann vielleicht verzichten.

    Hören Sie bitte auf, Fotos Ihrer Kinder für jedermann sichtbar bei Facebook und Co zu posten! - Auch Ihre Kinder haben... Posted by Polizei NRW Hagen on Dienstag, 13. Oktober 2015

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