Überwiegend männlichen Personen widme die Main-Post ihre Aufmerksamkeit, schreibt mir Leserin I.Ö. aus dem Landkreis Würzburg. Dieses Ungleichgewicht in der Main-Post ist der Frau, die sich als Mutter zweier Töchter zu erkennen gibt, nicht nur aufgefallen, sie hat es in der Main-Post über einige Tage sogar genau untersucht, und zwar zwischen dem 7. und 13.11.. Anregung dafür war ihr die Bachelorarbeit einer Tochter zum Thema „Gender“.
Überwiegend "m"
Ihre Ergebnisse in Sachen Main-Post hat mir Frau Ö. übermittelt. Separat fokussiert sind darin der Sport und die Expertenbeiträge auf Seite 2. Ihre Zählung der Artikel und Bilder, in der sie männlich mit „m“ und weiblich mit „w“ kennzeichnet, enthalte ich der Leserschaft nicht vor:.
7. Nov.: 18 m/9 w, Sport nur m, Experte m;
8.11.: 15 m/10 w, Sport nur m, Experte m;
9.11.: 21 m /8 w, Sport 1x w, sonst nur m, Experte w;
12.11.: 11 m/4 w, Sport nur m; Experte m;
13.11.: 17 m/7 w, Sport nur m, Experte w.
Alles getoppt, so fügt sie hinzu, habe der 14.11. mit zu 95 Prozent männlich geprägtem Inhalt.
Gesellschaftliche Wirklichkeit
Nachgezählt habe ich nicht, zweifle aber kaum an den Zahlen, weil sie nicht wirklich überraschen. Denn sie sind ein Abbild der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Das musste ich auch der Leserin zugestehen. Denn im aktuellen Zeitgeschehen und bei öffentlichen Ereignissen, denen tagesaktuelle Medien besonders verpflichtet sind, bieten sich den Journalisten noch nicht übertrieben viel mehr Möglichkeiten zu einer Berichterstattung mit Frauen im Vordergrund als es meist sichtbar werden. Zu viele Organisationen sind „m“-dominiert. Und Journalisten fühlen sich – der Grundsatz klingt im vorliegenden Zusammenhang nicht schön – in ihrer Arbeit der Wirklichkeit verpflichtet.
w-Beitrag aus dem Sport
Dessen ungeachtet können Redaktionen sich aber das gesellschaftliche Defizit schon bewusst machen und in Beiträgen deutlich darauf hinweisen. Das geschieht zuweilen. Vielleicht aber zu selten. Die Gender-Zahlen von Frau Ö. habe ich jedenfalls der Redaktion übergeben. Redakteure können sich nun bemühen, so oft es möglich und sinnvoll ist, Frauen zu Wort kommen zu lassen, etwa in Gastbeiträgen. Denn Frau Ö. fürchtet, die Gesellschaft werde auch von Medien unbewusst zu Ungunsten des weiblichen Geschlechts geprägt.
Immerhin, der Sport, der bekanntlich überwiegend von Männern genutzt wird, hat nach der Gender-Mitteilung am nächsten Tag (22.11.) mit einem großen Beitrag reagiert: "Vorkämpferin für Frauenrechte" als Tennis-Legende Billie Jean King 75 Jahre alt wurde. Ein absoluter w-Beitrag - Siehe Kopie am Ende des Beitrages.
Gute Besserung
Im TV-Beilagen-Heft sind Frau Ö. in Arzneimittelwerbungen überwiegend kranke Frauen aufgefallen. Weil dieses Produkt nicht in der Main-Post entsteht, gehe ich darauf lieber nicht weiter ein, sondern wünsche allen rundum "gute Besserung".
Hoffentlich kann nicht nur von Frau Ö. dieser Beitrag als "w" gezählt werden und bald viele weitere.
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Anton Sahlender, Leseranwalt. Siehe auch www.vdmo.de
