Was sich am 6. Januar 2021 vor und im Kapitol von Washington ereignete, hat zweifellos historische Ausmaße, weil es beispiellos demokratiefeindlich war und ist. Trump trägt dafür maßgeblich die Verantwortung, weil er wenige Stunden vorher seine Anhänger dazu angestachelt und damit Volksverhetzung betrieben hat. Deshalb muss er für diesen Aufruhr von der amerikanischen Justiz im Nachhinein zur Rechenschaft gezogen und ggf. verurteilt werden. Der viel größere Schaden den Trump angerichtet hat und für den er leider nicht juristisch verfolgt werden kann ist jedoch: In nur vier Jahren hat er es geschafft den jahrzehntelangen Führungsanspruch der USA innerhalb der westlichen Demokratien in Zweifel zu ziehen, mit unabsehbaren Auswirkungen vermutlich auf lange Zeit. Gleichwohl ist Trump nicht die eigentliche Ursache für die Stürmung des Kapitols. Er und damit auch seine Persönlichkeitsstruktur sind vielmehr das plausible Produkt eines jahrzehntelangen Prozesses, den es nicht nur in den USA gibt. Neben Trumps Schuld an dem Aufruhr gilt es die Ursachen und die Wirkungen dieses Prozesses zu analysieren.
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