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MÜNCHEN: CSU erlebt ein Desaster

MÜNCHEN

CSU erlebt ein Desaster

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    Bayern hat gewählt – und der CSU das schlechteste Ergebnis seit 1950 beschert. Die Partei von Ministerpräsident Markus Söder, die bislang alleine regieren konnte, holte laut Hochrechnungen gut 37 Prozent der Stimmen und verlor damit rund zehn Prozentpunkte im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren. Damit ist die absolute Mehrheit weg, die CSU braucht einen Koalitionspartner, um sich an der Macht zu halten. Die besten Chancen, künftig mit am Kabinettstisch zu sitzen, haben die Freien Wähler.

    Die großen Sieger der Wahl gehen wohl in die Opposition: Die Grünen bejubelten einen Rekord. Sie haben ihren Wert von 2013 fast verdoppelt und sind klar zweitstärkste Kraft. In Würzburg konnte am Sonntagabend nach Auszählung aller Stimmbezirke der Grüne Patrick Friedel dem CSU-Mann Oliver Jörg das Direktmandat knapp abnehmen.

    Die AfD schaffte es erstmals ins Maximilianeum und landete vor der SPD, deren Ergebnis sich halbiert hat. Die Sozialdemokraten erlebten mit einem möglicherweise sogar einstelligen Wert einen katastrophalen Tag. Als mitverantwortlich für den Absturz in Bayern gilt die schlechte Performance der Großen Koalition in Berlin. Die AfD ist jetzt in 15 von 16 Landtagen vertreten. Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen sprach von einem „grandiosen Erfolg“.

    Schon kurz nach Schließung der Wahllokale dominierte die Frage, wer denn nun die Schuld am Absturz der CSU trägt. Die Regierungspartei ist neben den Sozialdemokraten Verlierer des Tages. Ministerpräsident Markus Söder und Parteichef Horst Seehofer hatten sich schon Tage zuvor gegenseitig die Verantwortung dafür zugeschoben. Ob dieses Wahlergebnis ohne personelle Konsequenzen bleibt, ist offen. Seehofer selbst sagte, er sei bereit, darüber zu reden – allerdings nicht am Wahlabend. Der Parteichef stellte sicherheitshalber klar: „Ich werde meine Verantwortung weiter wahrnehmen.“ Ex-Parteichef Erwin Huber ging als Erster in die Offensive und legte Seehofer nahe, abzutreten. Zurückhaltender äußerte sich der frühere Landtagspräsident Alois Glück. „Die CSU ist nicht mehr die Volkspartei, die sie einmal war“, sagte er: „Die Menschen haben das Vertrauen in uns verloren.“ Zumindest für Söder ist offenkundig, woran das liegt: an Seehofers Eskapaden in Berlin. Schließlich hatte der Parteichef dazu beigetragen, dass die Große Koalition gleich zweimal beinahe geplatzt wäre. Für das Seehofer-Lager wiederum ist der Spitzenkandidat dafür zuständig, Wähler zu mobilisieren.

    Viele Bayern fühlten sich von den Dauerquerelen in der CSU-Führung und dem phasenweise aggressiven Kurs in der Flüchtlingspolitik abgestoßen. Die CSU wollte damit Wähler von der AfD zurückholen – und ist gescheitert. Die Grünen mit ihren Spitzenkandidaten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann wiederum wurden dadurch für enttäuschte Wähler aus der Mitte der Gesellschaft zur Alternative. Regieren werden dennoch andere.

    Söder ließ keinen Zweifel daran, dass er eine bürgerliche Koalition einem Bündnis mit den Grünen vorziehen würde. Die Freien Wähler hatten stets klar erkennen lassen, dass sie gerne mit der CSU koalieren würden. „Die sollen sich bei uns melden“, sagte Parteichef Hubert Aiwanger auch am Sonntagabend mit Blick auf die CSU. Nach den Hochrechnungen schien es für ein Zweier-Bündnis zu reichen.

    Um rund zehn Prozent gestiegen ist die Wahlbeteiligung. In einigen Wahllokalen zum Beispiel in Würzburg gingen sogar die Stimmzettel aus und mussten nachgeliefert werden. mit dpa, cwi und tf

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