Die Sprache wandelt sich. Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit kann man hier und da auch ein wenig nachhelfen. Es gab in dieser Richtung bereits sehr verdienstvolle Vorschläge. Leider noch nicht genug. Doch ein Umdenken hat begonnen. Wäre es nicht an der Zeit, auch die ganze testosterongesteuerte Literatur durch inhaltliche Neuinterpretationen weiblicher, sprachlich sensibler und somit gerechter zu gestalten? Gut, bei den Romanen „Frau Jenny Treibel“ (Theodor Fontane), „Madame Bovary“ (Gustave Flaubert) oder „Gruppenbild mit Dame“ (Heinrich Böll) gibt es rein gar nichts zu meckern. Viele Werke der Literatur jedoch sind auf das männliche Geschlecht fixiert, siehe „Der Herr der Ringe“ (J. R. R. Tolkien), „Herr und Hund“ (Thomas Mann), „Der alte Mann und das Meer“ (Ernest Hemingway), „Mann ohne Eigenschaften“ (Robert Musil), „Biedermann und die Brandstifter“ (Max Frisch) oder „Kleiner Mann, was nun?“ (Hans Fallada). Diese Bücher sind vor einem bestimmten zeitlichen Hintergrund entstanden, der heute überholt ist. Unser Denken hat sich weiterentwickelt. Was spricht denn dagegen, Inhalt und Titel dieser Werke zu überdenken? Wäre es nicht sinnvoll, neben dem Theaterstück „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal ein Pendant namens „Jedefrau“ zu haben? Was spricht gegen Romane wie „Frau ohne Eigenschaften“, „Biederfrau und die Brandstifter“ oder „Die alte Frau und das Meer“? Gegen „Die Frau der Ringe“ oder „Kleine Frau, was nun?“ Es dauert sicher nicht mehr lange, bis endlich auch die Literatur auf der Höhe der Zeit angekommen ist.
Unterm Strich