In der indischen Lehre des Yoga geht es im weitesten Sinne darum, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. In der Bhagavad-Gita heißt es: „Der Yogi soll beständig sich mühen in der Einsamkeit – allein, bezähmend Sinn und Selbst, nichts hoffend, ohne Besitz.“ Im modernen Yoga westlicher Ausprägung nähert man sich diesem Themenkomplex etwas unverkrampfter. Inzwischen gibt es bizarre Yoga-Varianten, zum Beispiel Stand-up-Paddel-Yoga. Oder Fahrrad-Yoga – eine Übung, bei der der Körper unter Verrenkung der Beine mit Geist, Seele und Verkehr zur Einheit finden soll. Beim Wut-Yoga fluchen und brüllen die Teilnehmer nach einem Moment der Stille, um inneren Frieden zu finden. Beim Bier-Yoga wiederum wird die Philosophie des Yoga mit der Freude am Biertrinken kombiniert, um so höhere Bewusstseinszustände zu erreichen. Das klingt alles schon sehr gut, doch sind die Möglichkeiten, die Yoga bietet, noch längst nicht ausgereizt. Ich warte noch auf das Fernseh-Yoga, bei dem sich Zuschauer durch extrem dumme Sendungen paralysieren, das Gehirn ausknipsen und in Trance versetzen lassen. Oder das Nordic-Walking-Yoga, bei dem die Teilnehmer im Lotussitz auf einer Wiese sitzen und sich dann mit ihren Walkingstöcken Stück für Stück vorwärtsschieben. Oder das Idioten-Yoga, eine Verschmelzung von Bier-, Fahrrad- und Wut-Yoga: Teilnehmer betrinken sich zuerst, fallen dann betrunken vom Rad und fangen nach einem Moment der Besinnung auf einem Bein stehend zu fluchen an. Davon hätten indische Yogis vor 2000 Jahren nicht einmal zu träumen gewagt.
Unterm Strich