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Unterm Strich: Das Ende der Muttermilch

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Unterm Strich: Das Ende der Muttermilch

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    Wenigstens dies ist doch allen Menschen, so divers sie ansonsten sind, gemein: Der erste Moment auf Erden, der ihnen große Genugtuung verschaffte, muss der Moment gewesen sein, an dem sie von der köstlichen Muttermilch bekamen. Ein Ur-Erlebnis des Menschen also, weshalb das Wort Muttermilch uns psychologisch in einen Zustand der Geborgenheit, der Sicherheit und des zufriedenen Gesättigtseins versetzt. Muttermilch löst in uns etwas aus, was zum Beispiel die Buttermilch nie tut. Und doch ist die Zeit nahe herbeigekommen, dass uns nur noch letztere bleibt. Denn das Wort Muttermilch trägt in sich den Keim der Diskriminierung. Dann nämlich, wenn nicht Vater oder Mutter, sondern eben andere denkbare Konstellationen das Glück des Nachwuchses erleben. Im Krankenhaus von Brighton in Großbritannien will man, um Diskriminierungen zu vermeiden, deshalb zukünftig auf das Wort Muttermilch verzichten. Stattdessen soll in den Universitätskliniken dort von der „human milk“, der Menschenmilch, gesprochen werden. Nun klingt das für uns nicht gerade, als hätten die Initiatoren ihr Sprachgefühl mit der Muttermilch eingesogen. Aber auch in den Wochenbetten der Krankenhäuser wird sich die sensible Sprache durchsetzen. Wir wissen noch nicht, wie man dereinst zur Mutterbrust sagen wird. Wir hoffen nur inständig, dass sie nicht durch den Begriff der Docking-Station ersetzt wird. Ein wenig wünschen wir den Sprach-Erneuerern ordentliche Geburtswehen beim Gebären neuer sprachlicher Schöpfungen. Auch das wäre nur im Sinne der höheren Gerechtigkeit.

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