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Unterm Strich: Eine Welt im Bade-Wandel

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Unterm Strich: Eine Welt im Bade-Wandel

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    Die Freibäder sind verschlossen, sogar die Bademeister ins Homeoffice verbannt. Trotzdem fragt man sich: Ist unsere Welt nur ins Schwimmen geraten oder schon am Absaufen? Kein Politiker weiß das, auch, wenn er noch so selbstbewusst als Rettungsschwimmer södert. Die Banken, die baden gehen, heißen Bad Bank. Und auch sonst ist der Ruf des Badens ja nicht der beste. Das zeigt – in Baden-Baden, wo sonst? – die Ausstellung „Körper. Blicke. Macht. Eine Kulturgeschichte des Bades“. Sie erinnert daran, dass Wasser in manchen Epochen eher zum Bier brauen hergenommen wurde als zur Körperpflege. Schon im Mittelalter waren Badestuben zwar beliebt. Aber weil man sich da auch gegenseitig den Kopf (und den Rest) wusch, galten sie manchen Mönchen als Sündenpfuhl. Erst im 18. Jahrhundert verbreitete sich die Nutzung von Seife statt Parfüm auch bei Saubermännern und -frauen, Waschen kam wieder in Mode. Prompt wurde 1793 der Revolutionär Jean-Paul Marat in der Wanne erstochen. Aber in prüden Zeiten war das Bad auch Alibi, um manche fixe Nixe beim FKK zu malen. Die Kirche gewöhnt schon Babys bei der Taufe ans Planschbecken. Doch sie warnt auch: „Es ist leicht, jemandem den Kopf zu waschen; aber es ist schwer, jemandem die Füße zu waschen.“ Indessen fürchten Politiker den Moment, in dem ein Kaltduscher aus der eigenen Partei sagt: „Dieser Herr badet gerne lau.“ Uns trösten jetzt (mangels Pool-Party) eine Bierdusche und die Weisheit des selten trockenen Harald Juhnke: „Nicht immer geht die Vernunft baden, wenn die Buchstaben anfangen zu verschwimmen.“

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