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Unterm Strich: Fußgängers Feinde

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Unterm Strich: Fußgängers Feinde

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    Dass der Schöpfer den Menschen primär als Fußgänger konzipiert hat, erweist sich im Nachhinein als Fehlkonstruktion; denn sonst hätte er ihn mit Flügeln oder Rädern an den Extremitäten ausgestattet zwecks schnellerer Fort- oder Fluchtbewegungen vor Zwei- oder Mehrrädern. So muss er es auf sich nehmen, „ungepanzert und waffenlos, auf eigenen Füßen, in schlichter Zivilkleidung, ausgerüstet mit nichts als der auslugenden Verschmitztheit des Menschengeistes, den Dschungel des Großstadtverkehrs zu durchqueren.“ Das hat Sebastian Haffner schon 1934 gesagt. Heutzutage ist noch mehr Verschmitztheit gefragt, um nicht unter die Räder zu kommen. Etwa unter die von Radfahrern – auch sie von vierrädrigen Feinden gehetzte und vom Tode bedrohte Verkehrsteilnehmer. Sie scheuchen und umkurven ihn fluchend in Fußgängerzonen, auf Zebrastreifen und Gehsteigen. Da mag das Allianz-Zentrum für Technik fordern, „dass der Gehweg ein Gehweg bleibt und den Fußgängern vorbehalten bleibt“ – der Fußgänger muss ihn mit neuen Feinden teilen. Sie summen so leise, dass man sie kaum heranflitzen hört, jene elektrifizierten Tretroller oder E-Scooter. Fahren sie nicht schneller als zwölf Stundenkilometer, dürfen sie Gehwege benutzen. Schnellere Roller werden es dennoch tun; denn wer misst das schon? Zwar hat der Fußgänger als einziger keine Lobby, weil ihm die Wirtschaft nichts verkaufen kann. Immerhin aber die Fußgänger-Charta des EU-Parlaments von 1988, die für „die Sicherheit seiner körperlichen und seelischen Gesundheit“ garantieren soll. Doch wer hat je davon gehört?

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