Gefühlt ist es längst an der Zeit, an dieser Stelle endlich das inflationär gebrauchte Wort „gefühlt“ abzuhandeln. Jenes Modewort aus der Sphäre des Ungefähren, mit dem man sich geschickt um empirische Nachweise und ernsthafte Belege drückt. Gefühlt ist es draußen Frühling. Gefühlt wird auf Autobahnen gerast. Gefühlt dauert Fastnacht jedes Jahr immer länger. Man meint, glaubt, ahnt, vermutet, schätzt nicht mehr. Sondern fühlt nur noch. Alles darf gesagt und behauptet werden, solange es nur „gefühlt“ ist. Mit dem Windfrösteln und der gefühlten Temperatur, die sich von der Angabe auf dem Thermometer unterscheidet, fing der ganze Gefühlstrend mal an. Inzwischen aber kommt nichts und niemand mehr an den gefühlten Fakten vorbei. Deshalb – zapp – Programmwechsel. Womit ist gerade gefühlt Ihr Kühlschrank gefüllt? In der Welt der Gefühle gibt es jetzt nämlich eine neue Dating-App, bei der man seinen Traumpartner anhand des Kühlschrankinhalts findet. Beim „Refrigerdating“ kann man Wert auf die wahren inneren Werte legen, Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Margarine drin? Nichts für den Butter-Typ. Rotwein und Schokopudding? Das könnte was werden. Wer Guacamole im Kühlfach hat, ist eine echt scharfe Nummer. Wer nur Salat, Mandelmilch und ein Schälchen Sushi ins Profil stellt, darf mit Anfragen von starken Männern nicht rechnen. Wer Bier, Würstchen und Nudeln kühl hält, hat alle Chancen: Lass uns kochen! Zapp, Themenwechsel. Dass Krapfen nicht mehr mit Marmelade, sondern mit Leberkäse gefüllt sind, ist nicht nur gefühlt eine grausame Paarung.
Unterm Strich