War sogar Friedrich Schiller ein Rassist? Sein Satz „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ nährt den Verdacht gegen Deutschlands großen Dichter. Auch William Shakespeares Image leidet, weil sein Othello Mohr ist. Das darf nicht sein, wenn man den eifernden Sprachreinigern glauben soll. Der Mohr muss weg – wie die Bezeichnung „Negerkönig“ für Pippi Langstrumpfs Papa im Kinderbuch. Und singe ja keiner mehr im Fasching „Rucki-Zucki“ von Ernst Neger. Bei uns haben zum Zeichen totaler Toleranz nur weiße Sänger Roy Black zu heißen – und farbige Roberto Blanco. Aber nun wittern die Toleranzexperten an jeder Ecke verkappte Diskriminierung – wobei nicht klar ist, was das alles mit dem gewaltsamen Tod des US-Bürgers George Floyd zu tun haben soll. Stuttgart-Möhringen und Coburg zum Beispiel sollen ihr Stadtwappen ändern, das einen Mauren zeigt, verlangen einige. Berlin will die Mohrenstraße umtaufen. Diverse Mohren-Apotheken in verschiedenen Städten haben Probleme aufgrund ihres Namens. Und in Augsburg setzt sich die Jugend von Amnesty International dafür ein, das Hotel „Drei Mohren“ in „Drei Möhren“ umzubenennen. Darauf können sie hoffentlich warten, bis sie schwarz werden – oder wahlweise auch kreidebleich. Aber wir hier in Franken lassen uns keinesfalls von einer unserer Lieblingsbeschäftigungen abhalten, nur weil die Sprachsäuberer uns nicht richtig verstehen. Hier klingt halt ein „ck“ wie ein „gg“. Aber wenn wir „ä Nickerle“ machen wollen, ist das keine obszöne Ankündigung, sondern ein harmloser Mittagsschlaf.
Unterm Strich