Berlin "Guten Tag allerseits", grinst Joschka Fischer in bester Laune, bevor er den Saal des BND-Untersuchungsausschusses betritt. Es scheint ihm gut zu gehen drüben im amerikanischen Princeton, fernab des Berliner Politikbetriebes. Jedenfalls ist der Bauch wieder kugelrund geworden, das Hemd spannt kräftig.
"Ihr habt mir wahnsinnig gefehlt", raunt er den Journalisten später lachend zu. Spaß muss sein. Die Erwartungen an die Vernehmung Fischers über die Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri durch den US-Geheimdienst CIA sind ohnehin gering.
Lustlos agieren zweieinhalb Stunden lang die Ausschussmitglieder, ebenso lustlos lässt der Polit-Rentner die Veranstaltung über sich ergehen. Sieht man mal von wenigen Fischer-Pointen ab. Wäre es nach dem Ex-Obergrünen gegangen, hätte man sich den Auftritt ohnehin sparen können. "Dazu kann ich nichts sagen", "mir liegen keine Erkenntnisse vor", "dazu ist mir nichts erinnerlich" - das sind die drei Botschaften, die Fischer den Parlamentariern zu Anfang serviert.
"Der Vorgang war ein sehr gravierender", räumt er dann mit Blick auf die el-Masri-Entführung Ende Dezember 2003 in Mazedonien ein. Von dort war der deutsche Staatsbürger in ein US-Gefängnis in Afghanistan gebracht und bis Ende Mai 2004 festgehalten worden. In dieser Zeit will auch Fischer keine Erkenntnis davon erlangt haben. Zwei Dinge lassen sich zwischen den Zeilen aus seiner Aussage herauslesen: Das Verhältnis zwischen ihm und dem damaligen Innenminister Otto Schily (SPD) war in der Tat so desolat, wie immer kolportiert worden ist - oder anders: Schily ist Schuld.
Er, Fischer, sei 2004 nicht vom Innenminister über dessen frühes Gespräch mit dem ehemaligen US-Botschafter Daniel Coats unterrichtet worden, bei dem es um die Angelegenheit el-Masri ging. Von der Entführung habe auch er erst später aus der Zeitung erfahren. Das Kanzleramt habe dann die Koordination übernommen, Schily sei mit der Aufklärung des Sachverhalts beauftragt worden. Erkenntnis Nummer Zwei: Fischer hatte anscheinend weniger Einfluss auf seine US-Kollegin Condoleza Rice als gedacht. "Eine direktes insistieren bei der Außenministerin hätte nicht weitergeführt", gibt er zu. Schilys Kontakte seien der "Schlüssel" gewesen.
"Dann frohes Fest, tschüß", sind seine letzten Worte. Der nächste Politpromi folgt nur fünf Minuten später: Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Er war damals als Kanzlerchef von Gerhard Schröder federführender Koordinator. "Deutschland hat keine Beihilfe zur Verschleppung eines deutschen Staatsangehörigen geleistet", schiebt er gleich zu Beginn entsprechende Vorwürfe beiseite. Er selbst habe von dem Vorgang erstmals bei einer Besprechung im Juni 2004 im Kanzleramt erfahren - und nicht vorher.
So weit der Außenminister. In einem anderen Fall ist Steinmeier allerdings noch gefordert: Der Vorwurf steht im Raum, er habe als Chef des Kanzleramtes 2002 ein Freilassungsangebot der USA für den in Bremen aufgewachsenen Türken Kurnaz ausgeschlagen. Kurnaz saß vier Jahre im US-Gefangenenlager Guantanamo. Der Ausschuss will sich Anfang 2007 damit befassen.