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Das Leid ist kaum auszudrücken

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Das Leid ist kaum auszudrücken

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    Anwohner zünden nach dem Transrapid-Unfall nahe der Unglücksstelle bei Lathen Kerzen für die Opfer an.
    Anwohner zünden nach dem Transrapid-Unfall nahe der Unglücksstelle bei Lathen Kerzen für die Opfer an. Foto: FOTO RTR

    Die Unfallstelle bietet ein gespenstisches Bild. Teile des zerborstenen Daches, zerfetzter Schaumstoff, Plastiksitze und zersplittertes Glas liegen verstreut unter den fünf Meter hohen Stelzen der Trasse. Auf der Strecke steht das, was vom Zug übrig geblieben ist. Die Aufräumarbeiten gehen nur langsam voran, denn zunächst müssen Polizei und Staatsanwaltschaft Spuren sichern.

    "Das Leid ist mit Worten kaum auszudrücken". Mit stockender Stimme suchte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bei einem Gottesdienst im Dom nach Worten für die Bestürzung der Menschen. Zwei Tage nach dem tragischen Transrapid-Unglück, das 23 Fahrgäste in den Tod gerissen hat, ringen die Menschen im Emsland um Fassung. Die Betroffenheit reicht noch weit über die Grenzen der Region hinaus. Tausende Menschen suchten am Sonntag in ihren Heimatorten Trost in den Gottesdiensten.

    Viele Kinder haben Mutter oder Vater verloren. Andere Menschen müssen den Verlust von Partner, Kind, Freunden oder Arbeitskollegen verkraften. Schlagartig hat sich für viele das Leben verändert, als am die Magnetschwebebahn auf einen Werkstattwagen prallte.

    "Wenn wir morgen zur Arbeit gehen, dann fehlen da elf Mann", sagte Martin Rothenberg, Sprecher von RWE Westfalen-Weser-Ems, sichtlich bewegt. Zehn Kollegen des RWE-Regionalcenters in Nordhorn starben bei dem Unfall, einer liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. "Wir wussten gar nicht, wer von uns im Zug war", erzählte Rothenberg von dem ungewissen Warten nach der Unglücks-Meldung. "Wir hatten bis zuletzt gehofft, dass wir sie unter den Verletzten finden. Doch es überlebte nur einer." Erst am Samstagnachmittag waren alle Toten identifiziert - und damit die letzte Hoffnung gestorben.

    "Man weiß gar nicht, was man sagen soll", zeigte sich der Bürgermeister von Nordhorn, Meinhard Hüsemann (SPD), hilflos angesichts der Trauer in seinem Ort. Zwei Männer aus seiner Gemeinde seien bei dem Unglück ums Leben gekommen. "Da haben kleine Kinder schlagartig ihren Vater verloren." Aus dem ganzen Kreis Grafschaft Bentheim haben fünf Menschen bei dem Unfall ihr Leben verloren. "Die Trauer ist groß und in vielen Orten deutlich zu spüren", berichtete Landrat Friedrich Kethorn (CDU).

    Abert auch die Rettungskräfte brauchen psychologische Betreuung. "Es ist ein Trauma, das sie vor Ort erlebt haben", erklärte der Notfallseelsorger des Deutschen Roten Kreuzes, Johann Plank. "So lange man im Einsatz ist, denkt man nicht daran. Aber wenn Ruhe einkehrt, kommt das hoch." Wichtig seien dann Gespräche, um die Erlebnisse und Eindrücke aufzuarbeiten.

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