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Das Wunder von Toronto

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Das Wunder von Toronto

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    Ein Passagier hält seinen Sohn fest
in den Armen.
    Ein Passagier hält seinen Sohn fest in den Armen. Foto: FOTO DPA

    Alle Starts und Landungen sind am Pearson International Airport in Toronto bereits wegen schwerer Unwetter abgesagt, als der aus Paris kommende Air-France-Jet um 1600 Uhr Ortszeit zur Landung ansetzt. Zunächst scheint alles nach Plan zu verlaufen, doch dann rast der Airbus über die Landebahn hinweg in eine Senke, die das Flughafengelände von der Autobahn trennt und bricht auseinander. "Wir wollten hinüberlaufen, doch binnen Sekunden schossen die Flammen hoch", sagt Corey Marx, der das Unglück vom Boden aus beobachtet hat.
    297 Passagiere und die zwölfköpfige Crew des Airbusses erleben ein Drama. Der französische Zeitungsjournalist Gilles Medioni sitzt in Reihe 34 als es losgeht: "Der Pilot sagte an, dass sich die Landung wegen Gewittern um rund zwanzig Minuten verzögern werde." Als die Maschine bei der Landung ins Schleudern gerät, werden die ersten Schreie laut. "Wie auf einer Achterbahn" sei der Airbus über die Landebahn in die Senke gerast, berichtet der Passagier Roel Bramar, dann sei die Maschine abrupt zum Stehen gekommen. Notanweisungen habe es währenddessen nicht gegeben.

    "Die waren genauso überrascht wie wir, doch nach der Bruchlandung ging alles sehr schnell", erzählt Medioni, "wir wurden angewiesen, zur Notrutsche zu gehen." Im Innern des Flugzeuges hätten sich Rauch und Kerosingeruch ausgebreitet, die Crew habe die Passagiere angewiesen, zu springen und zu fliehen. "Wir sind um unser Leben gerannt", berichtet der Passagier Olivier Dubois, "es war schrecklich." "Wir kletterten durch den Schlamm die Senke hinauf, viele verloren ihre Schuhe", sagt Medioni. "Dann fanden wir uns auf einer Autobahn wieder. Das Flugzeug brannte. Alle hatten Angst."

    Mehr als eine Stunde nach dem Absturz kämpfen die Feuerwehrleute noch immer gegen die lodernden Flammen, der Airbus brennt völlig aus. In ersten Medienberichten ist von mehr als 200 möglichen Todesopfern die Rede. Doch schnell macht sich Erleichterung breit: Alle Insassen konnten sich retten, 43 Menschen, darunter ein wenige Wochen altes Baby, werden leicht verletzt.

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    "Was wir da erlebt haben", sagte Bruce Farr, Chef des Rettungsdienstes von Toronto, "ist nichts Geringeres als ein einziges großes Wunder". Air France-Direktor Jean-François Colin erklärte, die besonnene Reaktion der Crew habe dazu beigetragen, eine Katastrophe zu verhindern. Der französische Premierminister Dominique de Villepin ließ einen Krisenstab für Angehörige einrichten. Experten wurden nach Toronto entsandt, um gemeinsam mit den Kanadiern die Unglücksursache zu ermitteln. Laut Air France waren keine Deutschen an Bord des Airbus.

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