Das UN-Tribunal hat ihn in 66 Punkten wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen während der Balkan-Kriege angeklagt. Mitten während seiner Verteidigung, die der studierte Jurist selbst übernommen hat, und noch Monate vor einem Urteil ist der 64-Jährige am Samstag tot aufgefunden worden.
Milosevic hat Serbien auf die schlimmste aller möglichen Arten ins Bewusstsein der Welt gerückt und seinem Volk den Ruf eingebracht, rücksichtslos und gewalttätig nationalistische Ziele zu verfolgen. Als ein Meister der politischen Ranküne auch auf internationalem Parkett verschaffte er sich 13 Jahre lang unter dem Schleier eines demokratischen Systems eine fast uneingeschränkte Macht.
Bis zu seinem Sturz im Oktober 2000 regierte Milosevic sein Land mit harter Hand und galt dabei als ein gewissenloser Pragmatiker, der Krieg und Nationalismus stets für seinen Machterhalt auszunutzen wusste. Hunderttausende Menschen wurden getötet, Millionen aus ihrer Heimat vertrieben, während er in allen Teilen des auseinander fallenden Jugoslawiens Serben unterstützte und dazu aufhetzte, ihre Interessen mit Gewalt zu verfolgen. Lange konnten Milosevic und seine Helfer vor jeder Strafverfolgung und dem bereits mit Auftakt der Kriege gebildeten UN-Tribunal in Den Haag sicher sein. Der demokratische Wandel im eigenen Land trieb ihn jedoch in die Enge.
"Ich habe alles zum Wohl der Nation und des Staates getan", erklärte er nach seiner Auslieferung an das Haager Tribunal. "Ich hoffe, die Geschichte wird das abschließende Urteil fällen." Milosevic sprach von "Siegerjustiz" und pochte auf seine Unschuld. Aus gesundheitlichen Gründen erreichte er Aufschub um Aufschub in seinem Prozess. Zuletzt scheiterte sein Antrag, sich wegen Herzproblemen in Moskau behandeln zu lassen.
Milosevic wurde 1941 in Pozarevac südöstlich von Belgrad als Sohn eines Religionslehrers geboren. Beide Eltern begingen Selbstmord. Aus seiner Ehe mit der Sozialistin Mirjana stammen zwei Kinder. Milosevic schaffte es 1986 an die Spitze der Serbischen Kommunistischen Partei. 1990 ließ er sich zum Präsidenten der Teilrepublik Serbien wählen und später im Amt bestätigen, ehe er 1997 Präsident Jugoslawiens wurde. Die schmutzige Arbeit in den Konflikten mit den nach Unabhängigkeit strebenden Republiken Bosnien und Kroatien überließ er Leuten wie den bosnischen Serben-Anführern Radovan Karadzic Ratko Mladic - beide werden noch heute vom UN-Tribunal gesucht.
Im Westen war Milosevic keineswegs immer eine Persona non Grata. Als es 1995 galt, den Bosnien-Krieg zu beenden, führte an dem Machthaber in Belgrad kein Weg vorbei. Im Beisein des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton besiegelte er mit seiner Unterschrift unter das Dayton-Abkommen das Ende des Krieges.
Doch spätestens mit dem Kosovo-Konflikt geriet Milosevic - von Ausnahmen wie Russland und China abgesehen - weltpolitisch vollends in die Isolation. Auf die Gräueltaten seiner Armee in der südserbischen Provinz antwortete die Nato 1999 mit Bombenangriffen. Das Kosovo wurde faktisch zu einem UN-Protektorat, über dessen Zukunft derzeit verhandelt wird. Sanktionen verschärften danach den wirtschaftlichen Niedergang Jugoslawiens, wo sich die demokratische Opposition schließlich gegen den Machthaber durchsetzte.