Rom (dpa) Unter seinem Namen Romano Mussolini hat der alte Mann mit dem schütteren Haar bis zuletzt in die Tasten gegriffen und Erfolge als Jazzmusiker gefeiert. Dass er der jüngste Sohn des früheren Diktators Benito Mussolini war, das störte in Italien fast niemanden - hat das Land doch ein recht unkompliziertes Verhältnis zur faschistischen Vergangenheit. Noch kürzlich zog Romano mit seinen "Mussolini All Stars" durch die Jazzlokale. Jetzt ist der letzte noch überlebende Sohn des Diktators in Rom mit 78 Jahren gestorben.
Was in Deutschland undenkbar wäre, ist in Italien an der Tagesordnung: An den Zeitungsständen werden Mussolini-Kalender mit alten Triumphbildern des Faschismus-Begründers verkauft. Dessen Enkelin Alessandra Mussolini sitzt seit Jahren im Parlament und führt eine eigene rechts-gerichtete Partei. Kritische Töne gegenüber ihrem Großvater hat sie nie gefunden - ebenso wenig wie ihr Vater Romano.
"Zwischen Faschismus und Jazz", wurde sein Leben denn auch oft beschrieben. "Ich habe in diesen beiden Dimensionen gelebt, seit ich denken kann. Ich erinnere mich gut an meinen Vater, er war das Wichtigste in meinem Leben", sagte Romano einmal. Neben zahlreichen Jazzscheiben mit so klingenden Titeln wie "Last Lost Love" veröffentlichte er auch mehrere Bücher über das Leben seines Vaters - so zuletzt "Der Duce, mein Vater" aus dem Jahr 2004. Darin beschreibt er unter anderem die dramatische Reise der Familie Mussolini nach Deutschland, um den 1943 aus der Gefangenschaft in Italien befreiten Vater zu besuchen.
Auch privat hatte Romano ein Leben, das so gar nicht zu einem Mussolini passte: Er heiratete Maria Scicolone, die Schwester von Italiens Super-Ikone Sophia Loren. Obwohl die Ehe später geschieden wurde, gingen zwei Töchter, Elisabetta und Alessandra, hervor. Seine musikalische Karriere begann Romano Ende der 40er Jahre als Autodidakt. In den 50er und 60er Jahren führte ihn seine Karriere rund um die Welt, wobei er mit Größen wie Chet Baker, Lionel Hampton und Dizzy Gillespie zusammenarbeitete.