Die Kita-Krise in Bayern quält Kinder, Eltern und das Kita-Personal gleichermaßen: Zu wenig Fachkräfte, zu wenig Betreuungsplätze und oft zu kurze Betreuungszeiten sind für viele Familien eine enorme Belastung.
Es ist deshalb gut und richtig, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Kita-Krise in Bayern zur Chefsache erklärt hat. Und auch wenn sich derzeit alles irgendwie nach Wahlkampf anfühlt: Man darf Söder schon abnehmen, dass ihm das Thema wirklich wichtig ist.

Denn seine Regierung hat auch in den letzten fünf Jahren schon viel Geld für den Ausbau der Kinderbetreuung in die Hand genommen. Dass die Lücken trotzdem gewaltig sind, hat drei Hauptgründe: Alte politische Versäumnisse, weil die CSU Kitas viel zu lange bestenfalls halbherzig förderte. Dazu ein sprunghaft gestiegener Bedarf der Eltern. Und ein Bermuda-Dreieck der Kita-Verantwortung zwischen Kommunen, Kita-Trägern und dem Freistaat.
Lehrer-Mehrarbeit und Zuwanderung: Söders Personalpläne basieren auf Wunschdenken
Söders Ankündigung, 180.000 neue Betreuungsplätze von der Krippe bis zum Grundschul-Hort und 60.000 neue Planstellen in nur fünf Jahren schaffen zu wollen, beschreibt nun immerhin die gewaltige Dimension der politischen Aufgabe. Beim Personal basiert sein Versprechen aber auf Wunschdenken: Die Aussicht, Grundschul-Lehrkräfte massenhaft zur Mehrarbeit am Nachmittag im Hort motivieren zu können, erscheint ebenso unwahrscheinlich, wie die Anwerbung qualifizierter Kita-Fachkräfte mit guten Deutschkenntnissen im Ausland.
Trotz der Bereitschaft, viel zusätzliches Geld auszugeben: Die Kita-Krise in Bayern dürfte mangels verfügbarer Fachkräfte nicht so leicht zu beheben sein. Dies ehrlich zu sagen, sollte auch im Wahlkampf möglich sein.