Wie auch immer: Siewert hat seine Idee mit eigener Kraft umgesetzt. Würzburg streitet über die Arcaden. Was sagen Sie: Braucht Würzburg ein solches Einkaufszentrum? Siewert: Würzburg braucht ein Einkaufszentrum. Aber am Stadtrand. Wie den vor Jahren geplanten Mainpark in Lengfeld. Ein Einkaufszentrum mitten in der Stadt halte ich für Blödsinn. Vor allem keines mit einem identischen Handelssortiment wie es in der Fußgängerzone bereits besteht. Eine Veranstaltungshalle: Super! Ich finde alles gut, was Arbeitsplätze, Investitionen und Veränderungen bringt. Insofern sind die Arcaden okay. Aber nicht an dem diskutierten Ort. Fazit: die Arcaden ja, aber außerhalb.
Warum? Siewert: Wie gesagt, ich bin der festen Überzeugung, dass ein großes Zentrum am Rande der Stadt Chancen hätte. Siehe Wertheim Village. Zwingende Voraussetzung sind aber Autobahnanschluss und kostenlose Parkplätze. Das Kaufverhalten hat sich verändert. Die Leute wollen vor das Geschäft fahren, den Kofferraum aufmachen und ihre Brocken direkt ins Auto laden können.
Klingt als wollten Sie sich ins Spiel bringen. Hätten Sie denn ein Grundstück frei für die Arcaden? Siewert: Ich hatte Interessenten für solch ein Projekt, aber ich darf nicht. Ich bekomme keine Einzelhandelsgenehmigung.
Es heißt, das Unterzentrum macht das Oberzentrum kaputt. Sprich: der Mainfrankenpark die Würzburger Domstraße. Siewert: Das ist Unfug. Mit solch einer Einstellung passiert dann so was wie Wertheim Village. Eine Katastrophe für Würzburg. Eine Katastrophe - warum? Geld und Arbeitsplätze fließen nach Baden-Württemberg und die Würzburger fahren trotzdem hin. Das ist die Dummheit der Franken. Vor allem der Regierung von Unterfranken, die derartige Einzelhandels-Großprojekte verhindert hat - und Baden-Württemberg macht jetzt das Geschäft.
Die Gemeinde Dettelbach plant doch jetzt ein Gewerbe ebiet angrenzend an den Mainfrankenpark? Sogar ein Autobahnanschluss ist im Gespräch. Siewert: (Siewert streckt vier, fünf, sechs Finger in die Luft) Das dauert Jahre. . . Ich habe 1993 die ersten Grundstücke gekauft, dann habe ich drei Jahre gebraucht bis die Flächen zusammen waren, Bebauungsplan, Erschließung. . . fünf bis acht Jahre!
Für Sie ist das doch sicher eine interessante Perspektive. Vielleicht wollen Sie dann doch die Veranstaltungshalle bauen? Siewert: Nein, bestimmt nicht. Wer soll die denn finanzieren? Mal ehrlich: Eine Madonna kommt nicht nach Würzburg. Da fehlt die Magnetwirkung, die Infrastruktur. Außerdem gibt's bei uns keine Banken mehr, die ein 30 bis 40 Millionen-Projekt unterstützen.
So viel kostet auch das Spaßbad, das Sie im Mainfranken park errichten wollen. Siewert: Hätte ja auch schon längst realisiert sein sollen. Ich hatte das Grundstück an einen amerikanischen Investor verkauft. Der hat nicht bezahlt, weil der Euro im Vergleich zum Dollar im Jahr 2003 um 20 Prozent gestiegen ist. Das heißt acht Millionen Dollar mehr Kosten. Die haben einfach nicht gezahlt.
Die Mainfranken Therme liegt also auf Eis? Siewert: Nee, nee. Ich hab jetzt eine andere Lösung, um die ich seit sechs Monaten kämpfe. Die Aussichten stehen gut. Auch wenn ein Projekt dieser Größe seine Zeit braucht.
Der Investor ist außen vor? Siewert: Ich bin vom Vertrag zurück getreten, weil sie ihn nicht erfüllt haben. Jetzt läuft die Schadenersatz-Diskussion. Aber das nützt ja nichts. Ich versuche, das Projekt jetzt mit einem anderen Finanzierungskonzept zu realisieren.
Aber ein Datum für denn x-fach angekündigten Spatenstich gibt es nicht? Siewert: Das muss sich jetzt ganz kurzfristig entscheiden. In diesem Jahr noch. Dann können wir sagen, wir machen 2005 auf.
Auf eigene Faust 35 Millionen stemmen? Es heißt doch, Sie seien klamm? Siewert: Ich kenne die Gerüchte. - Die Investitionssumme ist relativ und wird in der heutigen Zeit nur durch einen Pool aus Investoren und Finanzierungspartnern möglich sein. Leider scheiden für solch sinnvolle Projekte deutsche Banken als Partner wieder aus. In einer Zeit, in der Banken trotz teilweise hoher Gewinne Tausende Mitarbeiter abbauen und nach Geschäften ohne Risiko suchen, sind Spaßbäder konventionell eben schwierig zu realisieren. Selbst kleinere mittelständische Firmen, 30 an der Zahl, die ein Grundstück im Mainfrankenpark kaufen wollten, wurden in den letzten 15 Monaten allesamt abgelehnt.