Pristina (dpa) Nach dem Krebstod von Kosovo-Präsident Ibrahim Rugova (61) haben Politiker aus aller Welt dessen Engagement für eine friedliche Zukunft seiner Heimat gewürdigt. Zugleich wurde die Hoffnung auf baldige erfolgreiche Verhandlungen über den künftigen Status der überwiegend von Albanern bewohnten Provinz geäußert, die völkerrechtlich zu Serbien gehört. Die für Mittwoch dieser Woche in Wien geplante erste Verhandlungsrunde mit Serbien wurde auf Anfang Februar vertagt. Rugova sollte die albanische Delegation leiten.
Rugova war am Samstag an Lungenkrebs gestorben. Er hatte mit der von ihm gegründeten Partei LDK das politische Leben Kosovos seit 17 Jahren bestimmt. Provinzregierung und das Parlamentspräsidium ordneten eine fünftägige Staatstrauer an. Nach Angaben seiner Familie soll Rugova am Donnerstag in der Provinzhauptstadt Pristina beigesetzt werden. Dort versammelten sich am Samstagabend mehrere hundert Menschen, um des populären Albanerführers zu gedenken. Sie zündeten vor dem Volkstheater Kerzen an. Parlamentspräsident Nexhat Daci übernahm vorübergehend das Amt des Präsidenten.
Der Dichter und Literaturwissenschaftler hatte Ende der 80er Jahre den Widerstand im Kosovo gegen die gewaltsame Zentralisierung durch den damaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic entscheidend mitorganisiert.
Der Chef der UN-Verwaltung, Soeren Jessen-Petersen, würdigte Rugova als eine weise und engagierte Persönlichkeit, die internationalen Respekt genossen habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, unter Rugovas Führung habe die Unruheprovinz "in den vergangenen Jahren substanzielle Fortschritte auf dem Weg zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft gemacht". Rugovas Bekenntnis zu Gewaltfreiheit und Demokratie sei "Auftrag und Vermächtnis für all jene, die im Kosovo politische Verantwortung tragen", erklärte sie. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte, die USA hätten einen "großen Freund" und die Menschen im Kosovo einen "großen Führer" verloren. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer erklärte in Brüssel, Rugova sei einem demokratischen und multi-ethnischen Kosovo verpflichtet gewesen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte ihn einen großen Anwalt für das Kosovo.
Im Blickpunkt
Kosovo
Das Kosovo wird seit dem Luft- krieg der NATO gegen Serbien und dem Einmarsch in die Unruhepro- vinz 1999 von den Vereinten Nationen verwaltet. Die NATO-ge- führte Kosovo-Schutztruppe KFOR ist als militärische Schutzmacht eingesetzt. Deutschland ist dabei mit knapp 2600 Soldaten vertreten.