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Terror ohne Ende gegen Moskau

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Terror ohne Ende gegen Moskau

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    Der radikale Moslem ist der meistgesuchte Mann Russlands. Er machte Präsident Wladimir Putin für die Tragödie verantwortlich, da der von Anfang an die Erstürmung der Schule geplant habe. Die Geiselnehmer hätten vergeblich seinen Rücktritt verlangt. Zugleich wies Bassajew Verbindungen zum Chef der Moslem-Extremistengruppe El Kaida, Osama bin Laden, zurück. Putin hatte die Rebellenchefs als Teil einer "Terroristischen Internationale" bezeichnet. Brigaden der von ihm geführten Gruppe Rijadus-Salichin hätten auch die beiden Anschläge auf russische Passagiermaschinen verübt, bei denen Ende August 89 Menschen ums Leben kamen, bekannte Bassajew auf der Internetseite.

    Die Geiselnehmer an der Schule in Beslan hätten einen Rückzug der russischen Truppen aus Tschetschenien oder aber den Rücktritt Putins gefordert. Sie hätten über Mittelsmänner auch angeboten, dass Kleinkindern Nahrung und Wasser gebracht werden könne, falls Russland mit der Erfüllung der Forderungen beginne. Insgesamt hatten die Extremisten in der Schule mehr als 1100 Menschen zwei Tage lang ohne Wasser und Lebensmittel festgehalten. Nach der Tragödie von Beslan hatte Putin ein hartes Durchgreifen gegen Extremisten im Kaukasus angeordnet.

    Zugleich machte Bassajew eine Rechnung auf, was ihn die jüngsten Anschläge gekostet hätten, bei denen mehr als 410 Menschen ermordet wurden: Für die Flugzeug-Anschläge habe er 4000 Dollar aufwenden müssen, für die Attentate in Moskau 7000 Dollar und für die Geiselnahme in Beslan 9700 Dollar.

    Die russische Regierung hat Bassajew sowie den nationalistischen Tschetschenen-Anführer Aslan Maschadow für die Geiselnahme in Beslan verantwortlich gemacht und ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf die beiden ausgesetzt. Maschadow hat eine Beteiligung jedoch bestritten und die Tat verurteilt.

    20 Millionen Dollar ausgesetzt

    Auf der gleichen Internetseite, die das Bekennerschreiben Bassajews veröffentlichte, setzten wenige Tage zuvor tschetschenische Rebellen auf Wladimir Putin ebenfalls ein Kopfgeld aus. Statt für zwei 10 Millionen bieten die Rebellen nur für den Präsidenten gleich 20 Millionen Dollar.

    In Ihrem Schreiben bezeichnet sich die Gruppe selbst als Antiterroristisches Zentrum der Tschetschenischen Republik von Ichkeria, das Teil des Verteidigungsministeriums sei. Der Aufruf, der im Gewand einer offiziellen Pressemitteilung daherkommt, wurde fast wörtlich von dem den Tschetschenen nahe stehenden Internet-Informationsdienst kavkazcenter.com veröffentlicht.

    Putin wird in dem Schreiben der Kriegsverbrechen, des organisierten Massenmords und weiterer Schwerstverbrechen bezichtigt. Bereits kurz nach der Tragödie von Beslan sei das Schreiben bei dem Informationsdienst eingegangen.

    Unterdessen nutzt der russische Präsident den Massenmord in der Schule in Beslan dazu, seine eigene Macht weiter auszubauen. Putins Ankündigung, nach dem blutigen Geiseldrama in Nordossetien seinen Einfluss auf die Teilrepubliken weiter auszudehnen und die Demokratie massiv zu beschneiden, hat in Russland eine Welle der Empörung ausgelöst. "Beobachter befürchten bei einer Zentralisierung der Macht den Beginn einer Ära der Alleinherrschaft - mit Zar Putin an der Spitze", schreibt www.russlandonline.ru.

    Der unabhängige Abgeordnete Wladimir Ryschkow kommentierte mit Blick auf die politische Entwicklung in den USA nach den Anschlägen vom 11. September süffisant, auch Präsident George W. Bush habe nicht die Gouverneure der Bundesstaaten selbst ernannt, um Terroristenführer Osama bin Laden zu schnappen.

    Ungeachtet der Proteste schreckt Putin auch vor einem Übergriff auf die unabhängige Berichterstattung nicht zurück. Wobei der Online-Dienst, der den Aufruf der Rebellen veröffentlichte, dem Präsidenten schon lange ein Dorn im Auge sei, so das Internetmagazin Telepolis.

    Der Dienst kavkazcenter.com wird von Litauen aus betrieben und entzieht sich damit dem Zugriff von Putins Behörden. Vergangene Woche bestellte das russische Außenministerium nach einem Bericht der russischen Agentur Interfax den litauischen Botschafter ein und forderte Litauen auf, die Webseite zu schließen.

    Die Seite ist jedoch weiterhin online. Zum einen wegen der unklaren Gesetzen zur Providerhaftung in Litauen. Zum anderen, weil kavkazcenter.com nicht selbst zur Ergreifung Putins aufruft, sondern lediglich die Schreiben zitiert - wenn auch im originalen Wortlaut.

    Die höchste Kopfgeldsumme ist derzeit übrigens mit etwa 25 Millionen Dollar auf Osama bin Laden ausgesetzt, womit klar ist, mit wem die Rebellen Putin vergleichen. Und womit auch klar ist, wie verhärtet die Fronten zwischen Moskau und Tschetschenien sind.

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