Belgrad (dpa) "Wir haben so gut gelebt mit ihm", sagt eine ältere Frau bei der Trauerfeier für den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic in Belgrad. Wie die anderen der etwa 80 000 Gleichgesinnten, die sich am Samstag in der Innenstadt versammelt haben, trauert auch sie dem Mann nach, der in Den Haag wegen der schwersten nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa verübten Kriegsverbrechen angeklagt war.
"Ich will das letzte Mal meinen obersten Befehlshaber grüßen", sagt ein pensionierter Major, der sich mit Tränen an die "guten Zeiten" erinnert. Er und seine Frau streiten sich mit Sohn und der Tochter wegen Milosevic. Die Kinder sind am Samstag wieder nicht mit den Eltern, sondern einige hundert Meter weiter auf einer Anti-Milosevic-Kundgebung, die zeitgemäß per SMS-Botschaften angekündigt wurde. "Frühling drei Tage früher - Damit sich Milosevic niemals wiederholt" lautete die Botschaft auf den Handys. "Die Welt soll wissen, dass es neben den Nationalisten auch ein anderes Serbien gibt", sagt ein Student.
Der österreichische Schriftsteller Peter Handke hat am Begräbnis Milosevics teilgenommen. Er sei "glücklich", dass er sich heute in Serbien befinde und "Slobodan Milosevic nahe" sei, sagte Handke in seiner auf serbisch gehaltenen Rede vor 20 000 Anhängern des Ex-Diktators. Er fügte hinzu, dass er die Wahrheit nicht kenne, er aber "zuhört, schaut und fühlt". In einem Interview warf er der serbischen Regierung vor, "prowestlich" zu sein, weil sie kein Staatsbegräbnis für Milosevic organisiert hatte.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), kritisierte den Auftritt scharf. "Man darf durch seine persönliche Anwesenheit nicht Menschenrechtsverletzungen und Völkermord rechtfertigen." Handke hatte sich immer wieder für Milosevic eingesetzt und ihn 2004 im Gefängnis besucht.