Das Tier, welchem im Kontext des Weihnachtsfests eine herausragende Bedeutung zukommt, ist nicht der Ochse oder der Esel, obschon beide in der Krippe unverzichtbar sind, sondern – die Gans. So wie für viele Ostern ohne den Osterhasen nicht vorstellbar ist, so wenig ist es Weihnachten ohne die Weihnachtsgans. Die kultische Verehrung des großen weißen Vogels geht zurück bis in die Antike: Ägypter und Griechen hielten Gänse in Heiligtümern, die Kapitolinischen Gänse der Römer sind legendär. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Privatsekretär des Heiligen Vaters in Rom nicht Messwein, sondern Gänswein heißt. Das älteste Buch in deutscher Sprache trägt den Titel „Abrogans“. Gans klar: Im Denken der abendländischen Kultur ist die Gans fest verankert. Schon Platon charakterisierte die Liebe als „Sehnsucht nach der Gansheit“. Der Psychologe Carl Gustav Jung musste später freilich einräumen: „Die völlige Verwirklichung der Gansheit unseres Wesens ist ein unerreichbares Ziel.“ Roy Black setzte dem Vogel mit seinem Lied „Gans in Weiß“ ein musikalisches Denkmal. Inzwischen gibt es sogar eine gansheitliche Medizin, Ganstagsschulen und Gansjahresreifen. Im Großen und Gansen geht es dabei, philosophisch betrachtet, immer um die Gansheit der Dinge, so wie ja auch die Weihnachtsgans nur in Gänse betrachtet, also zusammen mit Apfelrotkohl und Kartoffelklößen, ihre segensreiche Wirkung entfaltet. Auf die Frage nach der Art des Festtagsbratens gibt es daher eine gans eindeutige Antwort: Gans oder gar nicht. In diesem Sinne: Lassen Sie es sich gans gut schmecken!
Unterm Strich