Der Wolf. Das Lamm. Auf der grünen Wiese. Hurz!“ Ob die Menschen im Spessart an diesen TV-Geniestreich Hape Kerkelings denken, wenn die ersten Wölfe bei ihrer Rückkehr auf den Spessart-Weiden unterwegs sind? Den ersten Wolf nach vielen Jahren wolfloser Zeit im Spessart hat man kürzlich glatt auf einer Straße überfahren. Nicht also ist der Mensch dem Menschen ein Wolf („homo homini lupus“), eher ist der Mensch dem Wolfe ein Wolf. Zum Wolf hat der Mensch hierzulande ein eher eigenwilliges Verhältnis, nicht erst seit Wolfsburg in der Bundesliga Platz zwei belegt, man junge Pfadfinder Wölflinge nennt, Jack Londons „Seewolf“ einst zum TV-Highlight hochlobte oder erstaunt feststellt, dass sich anno 1967 eine kanadische Rock-Band nach Hermann Hesses „Steppenwolf“ benannte und eine zeitgenössische Band „Sielwolf“ heißt. Braucht der Mensch, der einen Fleischwolf hat, einen Leitwolf? Man lebt gerne in Wolfratshausen, Wolfsmünster oder Wolfhagen, man liebt Vornamen wie Wolfgang oder Wolfram, macht den Isegrim aber in deutschen Märchen zum Verlierer (siehe Rotkäppchen oder die sieben Geißlein). Der mit dem Wolf tanzt, tanzt sich sicher zu Prokofjews „Peter und der Wolf“ keinen Wolf. Mit den Wölfen zu heulen schützt nicht vor dem Wolf im Schafspelz oder vor einem Werwolf, auch nicht davor, dass man hungrig ist wie ein Wolf oder das Sternbild „Wolf“ auf dem Nordhimmel kaum findet. Zwiespältig bleiben Wolfsschanze oder Wolfsmilch und das Gefühl, wie durch den Wolf gedreht zu sein – oder auch, dass dieser Text dem Reißwolf entkommen ist.
Unterm Strich