Bis 2030 will die EU-Kommission das Schienennetz der Hochgeschwindigkeitstrassen verdreifachen: Rund 18 000 Kilometer sollen zu den bestehenden 6637 Kilometer in den Mitgliedstaaten hinzukommen. „Die weit verbreitete Annahme, dass zur Bekämpfung des Klimawandels die Mobilität eingeschränkt werden muss, ist einfach nicht wahr“, sagte EU-Verkehrskommissar Sim Kallas am Montag in Brüssel. Das jetzt vorgelegte Weißbuch ist zwar erst der Auftakt der Debatte für ein Verkehrskonzept bis 2050. Die Grundlinien liegen aber bereits fest: In 40 Jahren soll der Großteil aller Reisen über 300 Kilometer auf der Schiene erfolgen. Beim Güterverkehr will Brüssel mehr Druck machen. Bis 2030 sollen 30 Prozent der Lasten, die heute mit Lkw über weitere Strecken transportiert werden, per Schiff oder Zug an ihr Ziel gelangen. Vor allem die Verbindung der nationalen Schienenverbindungen mit den Nachbarländern sei derzeit noch ein großes Problem, so Kallas. Außerdem will die Kommission erreichen, dass die Liberalisierung auf den derzeit stark national beschränkten Schienenwegen voll zum Zug kommt. Unklar ist, wer die Kosten von rund 550 Milliarden Euro allein bis 2020 tragen soll. Von Seiten der EU will man rund 85 Milliarden Euro lockermachen, den Rest sollen die Netzagenturen der Mitgliedstaaten beschaffen. Die Kommission hat inzwischen auch privat finanziere Trassenabschnitte ins Gespräch gebracht.
Widerstand gegen die Pläne der Kommission haben bereits führende Vertreter der Autobauer angekündigt. So sei die Forderung, 30 Prozent des Straßengüterverkehrs über 300 Kilometer bis 2030 von der Straße zu bekommen, das „Einlegen des Rückwärtsganges“, heißt es beim Verband der deutschen Automobilindustrie.