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Erste Schwünge auf der Heidipiste

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Erste Schwünge auf der Heidipiste

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    Vielseitiges Savognin: Im Ski-Kindergarten „Pinocchio“ im Ort sind die Kleinsten bestens versorgt (Bild oben), am Hang kommen Snowbiker auf ihre Kosten (links) – und auf der letzten Abfahrt bittet James in seiner „Beach-Bar“ zum Absacker (rechts).
    Vielseitiges Savognin: Im Ski-Kindergarten „Pinocchio“ im Ort sind die Kleinsten bestens versorgt (Bild oben), am Hang kommen Snowbiker auf ihre Kosten (links) – und auf der letzten Abfahrt bittet James in seiner „Beach-Bar“ zum Absacker (rechts). Foto: Fotos (3): Michael Bauer

    Die letzte Abfahrt des Tages führt an James' „Beach-Bar“ vorbei. Unübersehbar wogen die Plastikpalmen im Wind und reihen sich Sylter Standkörbe im Schnee. Aus den Boxen dudeln Schlager und Rockiges. Und wer nicht draußen in der Nachmittagssonne einen Cocktail schlürfen mag, sondern lieber die Türe des urigen Holzverschlags öffnet, den erwartet ein wahres Sammlerparadies – samt Surfbrett überm Türrahmen. Hinter der Theke steht James, mit Wollmütze und Rauschebart. Er preist flüssige Leckereien wie „Börmeli-Drink“, „Schneehäsli“ oder den nach ihm benannten „James“ an. Wir aber nehmen eine Runde „Holdrio“. Das ist ein Hagebuttentee mit doppeltem Zwetschgenschnaps, schmeckt ausgezeichnet, wärmt und wird in der Schweiz vielerorts, in Savognin überall getrunken.

    Nun ist ausgiebiges Apres-Ski nicht unbedingt charakteristisch für die Pisten um das an der Straße zum Julierpass gelegene graubündener Dörfchen; die einschlägigen Hütten, die es hat, sind aber durch die Bank originell, liebenswert und einladend. Das Trumpf-Ass der Savogniner freilich sind extrem weitläufige und dank natürlicher wie künstlicher Berieselung schneesichere Hänge. Auf den 80 Kilometern wird es zwischendurch schon mal gut 300 Meter breit. Da lacht das Carver-Herz. Vor allem aber bieten die welligen, überwiegend mittelschweren Strecken wie die „Heidipiste“ Familien unbeschwerten Spaß. Da lässt es sich prima aus dem Weg gehen, da wird der mit seinen Kindern übende Papa, die Mützen und Schals der Kleinen zurecht rückende Mama nicht gleich vom Tempobolzer mit Schnee eingestaubt. So kommt jeder auf seine Kosten.

    Schneevergnügen für die Steppkes

    Gegen den Begriff „Familien-Skigebiet“ wehren sie sich trotzdem ein wenig. „Unsere Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit Begleitperson“, nennt Jantine vom Tourismusverband das angesichts moderner Familienstrukturen. Und selbst für die Jüngsten ist dabei bestens gesorgt. Mitten im Ort, zwischen alten Bauernhäusern und vor dem kleinen Kirchlein, ist der Ski-Kindergarten „Pinocchio“ angelegt. Mit drolligen Figürchen, bunten Törchen und natürlich reichlich Personal. Während die Steppkes ihre ersten Bögen pflügen, gondeln die „Begleitpersonen“ nach oben auf rund 2700 Meter. Die Aufstiegsanlagen, ausschließlich Sessel- und Schlepplifte, sind nicht mehr die allerneuesten, doch ab 2012 soll aufgerüstet, möglicherweise gar auf 120 Pisten-Kilometer aufgestockt werden.

    Käsefondue und Schlittengaudi

    Braucht's aber gar nicht: Die Zehn-Kilometer-Abfahrt herunter vom Piz Martegnas ist einfach ein Traum. Aus dem es zwischendurch loht, in „Roggi's Baizli“ mal aufzuwachen. Wirt Albi ist ein bunter Vogel, schaut aus wie Wolfgang Petry, beschäftigt sexy „Bunnys“ (O-Ton Albi), legt gern Musik auf und zaubert ein sensationelles Käsefondue auf den Tisch. Das gibt's auch am Abend, da karrt der Albi die Leute mit dem Kleinbus in sein „Bailzli“, hinunter geht es dann mit dem Schlitten – sechs Kilometer Gaudi pur.

    Das „Schlitteln“, wie es bei den Eidgenossen heißt, ist in der Schweiz beliebter denn je. Aus den umliegenden Gemeinden, selbst aus der nächstgelegenen größeren Stadt Chur, kommen Jung und Alt mit extra Kombitickets der Rhaetischen Bahn (Zugfahrt plus Schlittenverleih) herauf. Die Savogniner Rodelbahn von Somtgant (2112 m) nach Tigignas (1600 m), der „Schlittada-Run“, hat es in sich, in den Kurven sollte man seinen Schlitten schon beherrschen. Auch ein Rennen gibt es hier, die „Schlittada-Trophy“, an der auch Touristen teilnehmen dürfen. „Das ist ein Heidenspaß, ohne Zeitmessung“, erzählt die hübsche Jantine. Prämiert werden dabei auch die originellsten Gefährte. „Da gibt's die lustigsten Dinger zu sehen.“

    Nicht unbedingt lustig, aber in jedem Fall außergewöhnlich sind die Gefährte, die ein Sportgeschäft im Tal am Fuße des Vierer-Sessellifts zum Ausleihen anbietet. Ob das Fahrrad-ähnliche Snowbike, der Skifox, eine Art Hocker auf Kufen, oder das Airboard, ein Luftkissen für spektakuläre Talfahrten auf dem Bauch – die Fun-Geräte bieten jede Menge Spaß. Spezielle Kurse gibt's keine dafür, doch erste Bögen sind schnell gezogen. Selbst Mittvierziger Guido ist begeistert: „Einfach nur cool“, juchzt der begeisterte Skifahrer. „Eine prima Abwechslung.“

    Eine Abwechslung der besonderen Art, wenngleich wesentlich ruhiger und besinnlicher, aber dafür anstrengender wäre der Aufstieg mit Skiern auf den nebenan gelegenen Piz Curvér. Nicht ganz hinauf freilich, sondern nur bis zum „Ziteil“, einem auf 2433 Meter gelegenen Wallfahrtskirchlein. Im Sommer zieht es Zigtausende hinauf zu Europas höchstem Wallfahrtsort, im Winter scheint das kleine Licht zwar Nacht für Nacht hinunter ins Tal, doch bleibt es oben still. Dem Touren-begeisterten Pilger sei der Abstecher aber ans Herz gelegt – klar, auch wegen der mehr oder weniger unberührten Varianten runter nach Salouf.

    Nach solch einer Tour kommt eine zünftige Stärkung gerade recht. In Savognin, dem Hauptort der romantisch zersiedelten Region, hält Käser Sämi Moser alles parat, was der müde Skifahrer braucht. 600 Tonnen Käse produziert er im Jahr, leckeren Savogniner Bergkäse und seine Spezialität, die handlichen „Mutschlis“ – ob natur, mit Pfeffer oder Chili. In der Probierstube serviert er auf Wunsch auch sein selbst gebrautes „Ela-Bier“, benannt nach dem gleichnamigen Naturpark. „Das war so eine Idee als guter Bierkonsument“, schmunzelt der Sämi. „Mich hat halt die eingeschränkte Schweizer Biervielfalt gelangweilt.“ Klar, dass es auch Bierkäse und einen kernigen Bierbrand gibt. Da braucht's dann auch keinen „Holdrio“ mehr.

    Tipps zum Trip

    Information: Savognin Tourismusbüro im Surses, CH-7460 Savognin, Tel. +41 81 659 16 16, Fax -17, E-Mail: ferien@savognin.ch Internet www.savognin.ch Preise: Pauschalreisen sind buchbar über FTI beispielsweise im Dreisterne-Hotel CUBE Savognin ab 113 Euro pro Person im Doppelzimmer (inklusive Halbpension, Skipass für das Skigebiet Savognin für die Dauer des Aufenthaltes und Nutzung der Funsportgeräte aus dem hoteleigenen Sportgeschäft); Kinder bis fünf Jahre kostenlos, Jugendliche bis 15 Jahre erhalten einen Rabatt von 25 Prozent. Buchbar ist das Winterprogramm beim Veranstalter bis 31. März 2011. Die Sommersaison beginnt am 10. Juni 2011 (Übernachtung inklusive Frühstück ab 41 Euro pro Person im Doppelzimmer). Skipass/-kurs: Die Tageskarte gibt es für 36 Euro (Jugendliche bis 20 Jahre zahlen 32 Euro, Kinder von sechs bis 16 Jahren 18 Euro). Den 6-Tages-Pass gibt es für 175 (158/88) Euro. Der 5-Tages-Skikurs kostet pro Kind (bis zum Alter von 16 Jahren) 214 Euro inklusive Mittagessen, für Erwachsene 193 Euro ohne Verpflegung. Skitouren: Geführte Touren werden im benachbarten Skitourenparadies Bivio von Ende Januar bis Anfang April angeboten (6-Tages-Tourenkarte 43 Euro). Schnupperpauschale für Anfänger: Drei Schulungstage/Skitouren und drei Übernachtungen ab 492 Euro inklusive Material. Schlitteln: Die neue Schlittenbahn „Schlittada Run“ führt von Somtgant nach Tigignas nonstop über vier Kilometer und 500 Höhenmeter den Berg hinunter. Dabei geht es durch den Wald, an rasanten Kurven vorbei und durch einen Tunnel. Schlittenmiete ab 15 Euro.

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