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ROSTOCK: Wie Aida die Deutschen aufs Meer lockt

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Wie Aida die Deutschen aufs Meer lockt

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    _ Foto: Michael Czygan

    Sail away.“ Zu den Klängen von Enya verlässt die AidaPerla abends um 22 Uhr den Hafen von Neapel. Die Nummer zwölf der Kreuzfahrtflotte des Marktführers in Deutschland. Eine Million Urlauber haben die Rostocker im vergangenen Jahr auf hoher See vergnügt. Fast jeder zweite Kreuzfahrer hierzulande ist mit Aida unterwegs. Und die nächsten Rekorde sind schon in Sicht. AidaNova wird die Nummer 13 heißen, die Ende 2018 vom Stapel läuft. Natürlich noch größer, noch vielfältiger, noch moderner als ihre Schwestern.

    Zunächst aber gilt es, die Perla zu erkunden. Von Neapel geht?s via Genua durchs Mittelmeer nach Palma de Mallorca. Palma wird der Heimathafen des Kreuzfahrt-Riesen. Am Freitag, 30. Juni, wird Model Lena Gercke das neue Aida-Flaggschiff taufen. Sein Einsatzort: die Mittelmeerroute über Korsika (oder Marseille), Rom (Civitaveccia) , Florenz (Livorno) und Barcelona zurück nach Mallorca. Eine der beliebtesten Strecken der Deutschen.

    Lange haben die Europameister im Urlauben mit den Ferien auf den Schiffen gefremdelt. Die Kreuzfahrt galt als steifes, gediegenes Angebot hauptsächlich für Senioren. Für Wohlhabende, die zum Kapitänsdinner endlich mal Abendkleid und Smoking ausführen durften. Das Fernseh-Traumschiff hat das Seine zu diesem Klischee beigetragen. Von der Realität heute bei Aida ist das sehr weit entfernt.

    Nach dem Bier in der Lanai-Bar am Heck auf Deck sieben ziehen die Gäste weiter. Manche gleich in die Kabine. Ein großer Teil ist mit Veranden ausgestattet – herrlich ruhige Orte zum intimen Chillen. Wer es gesellig mag, schaut, was das Nightfly, das Varieté, zu bieten hat. Im Theatrium mit seiner 360-Grad-Rundbühne sind da schon die Lichter aus. Vorhin haben sie hier noch am „Glücksrad“ gedreht. Bei der Gameshow steht eine alte Bekannte auf der Aida-Bühne: Schauspielerin Maren Gilzer, von 1988 bis 1998 die Buchstabenfee in der Kreuzworträtsel-Show, den Jüngeren eher bekannt als RTL-Dschungelkönigin von 2015.

    Auf der Erkundungstour durch die schwimmende Kleinstadt sind wir mittlerweile im Beachclub angekommen. Hier, wo tagsüber in den Pools und auf der Riesenrutsche Badespaß groß geschrieben wird, heizen Livemusiker ein. Lockere Stimmung, Cocktails, Tanzvergnügen . . . Nach einer Stunde sind wir durchgeschwitzt. Jetzt noch einmal an der „Scharfen Ecke“ vorbei, der Currywurst-Bude auf dem Schiff, die auch nachts geöffnet hat. „Die Sauce scharf oder normal“, fragt der freundliche Kellner. „Normal.“ Wir sind erst einmal vorsichtig.

    Und nun, es ist fast zwei, noch einmal raus an Deck. Den Fahrtwind in der lauen Sommernacht am Bug genießen. Sterne gucken. Fast allein. Sehen und spüren, dass wir auf dem Meer unterwegs sind. Im Inneren des 300 Meter langen und fast 40 Meter breiten Riesen vergisst man das zeitweise. Schon gigantisch, wie sich die Schiffe in den vergangenen 20 Jahre entwickelt haben. Als es 1996 mit Aida – das Clubschiff, der heutigen AidaCara, losging, hatten viele Leute Zweifel. Und die Anfangsjahre waren für das Unternehmen, dessen Gründung auf der einstigen, DDR-volkseigenen „Deutschen Seerederei“ fußt, nicht einfach.

    Selbst die Insolvenz drohte Ende der 90er Jahre. Die Gründer indes glaubten an ihr Konzept vom Cluburlaub auf See. Sie sollten recht behalten: Heute boomt das Kreuzfahrt-Geschäft. Allein die Aida fährt mit ihrer Flotte auf über 60 Routen weltweit 200 Häfen an, von Grönland über Asien und Orient bis an die Traumstrände in der Karibik.

    Gerade Familien schätzen die Rundumangebote, mit dem Mini-Club für die Kleinen, dem Wave-Club und den Sportanlagen für die Jugend sowie den Entspannungs- und Wellness-Angeboten für die Eltern. Nicht zu vergessen die Kulinarik. Bei zwölf Restaurants und drei Snack-Bars muss niemand hungern. Buffet-Restaurants sind der Standard, alles für alle inklusive. In den sogenannten Spezialitäten-Restaurants wird bedient, der Gast zahlt die Getränke extra. Wer es besonders mag, bucht das Dinner in einem der drei Gourmet-Restaurants. Neu auf der Perla (und ihrem Schwesterschiff Prima): das Kochstudio, in dem Hobbyköche unter Anleitung selbst zum Löffel greifen können. Fisch- und Gemüse-Einkauf auf einem mediterranen Markt vor Ort eingeschlossen.

    Wobei soviel Exklusivität tatsächlich die Ausnahme ist. Die Vorstellung, dass der Chef de cuisine in jedem Hafen von Bord zum regionalen Einkauf schreitet, ist naiv, was spätestens beim Rundgang durch die Küche in den Tiefen des Schiffes deutlich wird. 3300 Passagiere und 950 Mann Besatzung wollen bei gleichbleibender Qualität bis tief in die Nacht versorgt sein. Gigantische Mengen muss das 200-köpfige Küchenteam bereitstellen. Bis zu 14 000 Brötchen werden jeden Tag gebacken, locker mal eine Tonne Fleisch gebraten. Die Einkäufe plant die Zentrale in Rostock. Dabei spielen Erfahrungswerte eine wichtige Rolle. „Mehr Pommes bei Familienreisen, im Winter eher Rot- als Weißwein, im Süden auch mal Fisch“, beschreibt Günther Kroack, der Küchenchef der Aida-Flotte, die Überlegungen. Und dann wäre da noch die Sache mit der Ananas. Kroack: „Was der Tomatensaft fürs Fliegen ist, ist die Ananas für die Kreuzfahrt.“ Ohne sie geht gar nichts. Bis zu vier Tonnen – „selbstverständlich frisch aufgeschnitten“ – verspeisen die Passagiere eines einzigen Aida-Schiffs pro Woche.

    Oberster Chef an Bord ist Boris Becker. Der Perla-Kapitän heißt wirklich so, sieht aber ganz anders aus als sein prominenter Namensvetter. Der 37-Jährige ist ein Seebär wie aus dem Bilderbuch. Geboren im Ruhrpott verschlug es ihn zum Nautik-Studium an die Küste, nach Bremen. Seit 13 Jahren ist er bei Aida, seit 2010 Kapitän. Den Bau der Perla auf der Werft in Nagasaki hat er fast vier Jahre lang begleitet. „Einfach ein tolles Gefühl, wenn es mit der Taufreise nun richtig losgeht. Ehre und Verantwortung zugleich.“ Wobei Becker versichert, dass es nicht die gigantischen Ausmaße des Schiffes sind, die ihn begeistern. „Der Spirit in der Crew, wie hier alle zusammenhalten, das ist es, was den Reiz solch eines Projekts ausmacht.“

    Derweil ist ein Ende des Kreuzfahrt-Booms nicht in Sicht. 40 Millionen Deutsche planen jedes Jahr Urlaubsreisen, die fünf und mehr Tage dauern. „Das Potenzial ist also riesig“, sagt Felix Eichhorn. Der 37-Jährige begann seine Laufbahn bei Aida 1999 mit einem dualen Studium der Betriebswirtschaft. Seit zwei Jahren ist er als Präsident des Unternehmens für den Wachstumskurs verantwortlich. Das nächste Schiff ist längst in Bau, die Nova soll bis zu 5000 Menschen Urlaubsspaß bieten.

    Entsprechend wachsen auch die Entertainment-, Wellness- und Kulinarik-Angebote mit. Keine Angst, an eine Kapazitätsgrenze zu stoßen, bei der Ferien auf Aida keinen Spaß mehr machen? Eichhorn schüttelt energisch mit dem Kopf. „Das Gegenteil ist der Fall: Je größer das Schiff ist, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten, seinen Urlaub ganz individuell zu gestalten.“ Unter anderem schwärmt der Präsident von der neuen Kabinen-Generation: „Das reicht von der Singleunterkunft über die traditionelle Doppelkabine bis hin zur Penthouse-Suite über zwei Decks hinweg.“ Die ungebrochene Nachfrage gibt Aida augenscheinlich recht. Zudem sind „Aidianer“ treue Urlauber. „Der Großteil der Gäste kommt wieder.“

    Die zunehmende Diskussion über die Umweltfolgen von Kreuzfahrten sieht man bei Aida gelassen. „Die Natur intakt zu hinterlassen, das gehört zu unserer DNA“, versichert Felix Eichhorn, „wir beschädigen doch nicht unsere Ferienziele.

    “ Und so verweisen die Verantwortlichen darauf, dass die Perla nach der (baugleichen) Prima weltweit das zweite Schiff ist, das zumindest während der Liegezeit im Hafen die Energie aus emissionsarmen Flüssigerdgas (LNG) statt aus Diesel erzeugen kann – sofern die Anschlüsse vor Ort vorhanden sind. Die Nova soll dann als erstes Schiff komplett mit LNG betrieben werden können – „nahezu vollständig emissionsfrei“, wie man bei Aida verspricht.

    Zeit, mal wieder an Deck zurückzukehren, ein bisschen bummeln, aufs blaue Wasser starren, sich die Ozeanluft um die Nase wehen lassen. Und noch einen Gin Tonic trinken. So darf's bleiben. „Sail away.“

    Tipps zum Trip Die AidaPerla bereist von Juli bis Ende Februar auf siebentägigen Kreuzfahrten das westliche Mittelmeer. Start ist immer samstags in Palma de Mallorca beziehungsweise freitags in Barcelona. Weitere Zielhäfen sind Florenz/Livorno und Rom/Civitavecchia. Außerdem macht die Perla wechselweise Station in Ajaccio auf Korsika oder in Marseille. Überall wird ein abwechslungsreiches Ausflugsprogramm angeboten. Alternativ kann man die Regionen auch auf eigene Faust erkunden. Aida verkauft die Kreuzfahrt ab 799 Euro pro Person (in der Innenkabine). Das An- und Abreisepaket (inklusive Flug) gibt es ab 360 Euro pro Person. Anschließend, ab März 2018, gibt die Perla dann ihr erstes Gastspiel in Deutschland. Hamburg ist Start- und Zielhafen für siebentägige Rundreisen zu den „schönsten Metropolen Westeuropas“ wie London (Hafen Southampton), Paris (Le Havre), Brüssel (Zeebrügge) und Rotterdam. Zwölf Schiffe hat Aida seit 1996 in Betrieb genommen: Cara (Baujahr 1996; 590 Kabinen; 369 Crew-Mitarbeiter), Vita (2002; 633; 389), Aura (2003; 633; 389), Diva (2007; 1025; 607), Bella (2008; 1025; 607), Luna (2009; 1025; 607), Blu (2010; 1096; 607), Sol (2011; 1097; 607), Mar (2012; 1097; 607), Stella (2013; 1097; 607), Prima (2016; 1643; 950) und Perla (2017; 1643; 950). Prominente Taufpaten waren unter anderem Christiane Herzog, Doris Schröder-Köpf, Heidi Klum, Eva Padberg, Jette Joop und Emma Schweiger. Auf allen Schiffen bietet Aida zusammen über 25 000 Betten. 9000 Mitarbeiter aus 40 Nationen zählt das Unternehmen, rund 8000 an Bord und 1000 an Land. Mehr Informationen zum Angebot von Aida Cruises gibt es in Reisebüros, im Internet unter www.aida.de oder im Aida-Kundencenter unter Tel. (03 81) 20 27 07 07. Micz

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