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WÜRZBURG: Arbeiter aus Spanien für Würzburger Firma

WÜRZBURG

Arbeiter aus Spanien für Würzburger Firma

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    Fachkräftemangel: Auf dem Sektor Heizungstechnik ist qualifiziertes Personal gesucht.
    Fachkräftemangel: Auf dem Sektor Heizungstechnik ist qualifiziertes Personal gesucht. Foto: Foto: thinkstock

    Stephan Behringer hat die Zeichen der Zeit erkannt und aus einem Bedarf in der Gesellschaft eine eigene Geschäftsidee entwickelt. Auf der einen Seite haben wir in vielen Berufen einen Fachkräftemangel zu verzeichnen, während gleichzeitig in einigen europäischen Ländern in verschiedenen Branchen eine zum Teil sehr hohe Arbeitslosigkeit zu beklagen ist. Behringer bringt es auf den Punkt: „In Süddeutschland gibt es aufgrund der niedrigen Arbeitslosigkeit keine Fachkräfte mehr, vor allem im Handwerk. Da es auch immer weniger ausbildungsfähige und -willige Schulabgänger gibt und zugleich viele Mitarbeiter das Rentenalter erreichen, ist auch im Bereich Handwerk der Zuzug von qualifiziertem, jungem Fachpersonal wünschenswert.“ Behringer konzentriert sich dabei auf den Sektor Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Deshalb hat es sich der Würzburger Personalberater zur Aufgabe gemacht, erstens Betriebe in Deutschland zu finden, die Arbeitskräfte suchen, zweitens in Spanien Arbeitssuchende zu rekrutieren, und drittens beide Seiten zusammenzuführen.

    Was sich hier in der Theorie recht einfach anhört, funktioniert in der Praxis so: Ein Handwerksbetrieb, in diesem Fall eine Würzburger Heizungsbaufirma, hat sich vor einiger Zeit an Stephan Behringer mit der Bitte gewandt, ihm einen Facharbeiter aus Spanien zu vermitteln. Mathias Trabert, Chef des Unternehmens, hat schon viele Schritte unternommen, um an Fachkräfte zu kommen, doch alle Bemühungen waren bisher vergeblich. Mit dem Würzburger Personalberater hat er nun einen Partner gefunden, der ein konkretes Angebot nach Spanien losgeschickt hat, das dort veröffentlicht wurde. Die Aktivitäten des Würzburgers waren in dem Land mit durchschnittlich 26 Prozent Arbeitslosigkeit so willkommen, dass Behringer in der kurzen Zeit seit seiner Vermittlungsbemühungen bereits mehrfach vom spanischen Fernsehen interviewt wurde und Arbeitswillige sich in großer Zahl meldeten.

    Behringer selbst erklärt, dass in der Regel von 100 Bewerbern 20 ausgewählt werden, die vor Ort zwei Monate an Kursen teilnehmen. Hier erhalten sie 200 Stunden Deutschunterricht inklusive eines Fachvokabulars speziell aus dem Heizungs- und Sanitärbereich, es werden Fachschulungen von deutschen Klempnern und Elektronikern abgehalten und Schulungsvideos gezeigt.

    An solchen Kursen hat auch Juan Aparicio teilgenommen, der nun seit Ende Mai dieses Jahres bei der Würzburger Firma arbeitet. Der Spanier war seit einem Jahr arbeitslos, war aber in der verhältnismäßig glücklichen Lage, nicht von der dortigen Grundsicherung von nur 426 Euro im Monat abhängig gewesen zu sein, wie etwa die Hälfte der anderen Kursteilnehmer vor Ort, die mehr als zwei Jahre ohne Beschäftigung waren. Juan Aparicio ist froh, Arbeit in Deutschland gefunden zu haben und erklärt, dass auch seine Frau bereit sei, ihm hierher zu folgen.

    Für Unternehmer Trabert waren die nun in Deutschland erforderlichen Schritte mit einem vergleichsweise niedrigen bürokratischen Aufwand zu erledigen, da Spanien EU-Mitglied ist, was vieles erleichterte. Der erste und wichtigste Schritt war die Suche nach einer Wohnung. Danach erfolgte die Anmeldung von Juan Aparicio in Würzburg, die Kontoeröffnung bei einem Geldinstitut und die Anmeldung bei einer Krankenkasse. Auf besondere Genehmigungen musste nicht gewartet werden, so dass der Spanier auf seiner neuen Arbeitsstelle gleich anfangen konnte. Allerdings, so Trabert, Chef des Familienunternehmens mit neun Mitarbeitern, müsse man bei der Eingliederung von ausländischen Arbeitnehmern sehr feinfühlig vorgehen. Seine Belegschaft hatte der Firmenleiter vorher informiert und ihr die Situation erklärt. Schließlich sei es auch für die Mitarbeiter neu, mit einem wenig Deutsch sprechenden Kollegen, der zudem mit anderen Materialien und in einer anderen Umgebung gearbeitet hat, einen Kunden zufriedenzustellen.

    Doch Trabert denkt positiv und ist auch an einer langfristigen Zusammenarbeit mit seinem neuen Mitarbeiter interessiert, da seine Kunden auch eine langfristige Bindung an bestimmte Mitarbeiter zu schätzen wissen. Auch Dominik Kunz, Meister des Würzburger Betriebs, unterstreicht die Bedeutung eines Fingerspitzengefühls bei der Einstellung eines spanischen Mitarbeiters. Dennoch, so Trabert und Kunz übereinstimmend, könne man einen solchen Schritt nur empfehlen.

    Ein Schritt, der auch in finanzieller Hinsicht für den Heizungsbauer günstiger war als viele andere Bemühungsversuche vorher. So liege nach Angaben von Stephan Behringer die Vermittlungsprovision bei etwa eineinhalb Monatsgehältern – üblich seien drei Monatsgehälter in der Branche – wobei der Arbeitnehmer nichts zu zahlen hätte.

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