Gescheitert ist Köth letztendlich, wie so viele vor ihm, an der Billigkonkurrenz aus den osteuropäischen Ländern und zuletzt auch aus China. Ein renommierter Markenartikler aus dem Haute-Couture-Bereich nach dem anderen war in den letzten Jahren von der Fahne gegangen - Gerry Weber, Marc Cain, Kaschmir-Lady Iris von Arnim und wie sie alle heißen. Von einstmals 20 Firmen, für die Köths Leute Kaschmir-Jacken, Brokat-Westen und andere Luxus-Teile fertigten, waren am Ende nicht mal eine Handvoll übrig geblieben.
Kleidungsstücke waren darunter, für deren Kauf die Schneiderinnen in Münnerstadt einen guten Teil ihres Monatslohn hätten investieren müssen. "39 Cent kostet hierzulande die Arbeitsminute, in Bulgarien sind es acht Cent", erläuterte Köth gegenüber dieser Zeitung schon im Frühjahr die Gründe für den rapiden Geschäftseinbruch in den vergangenen zwei Jahren, der mit dem Exodus der Firmen einhergegangen war.
Letztendlich haben die langjährigen Geschäftsbeziehungen nichts genutzt, Köth musste am 1. November Insolvenzantrag stellen, zum 1. Dezember schließlich wurde die Insolvenz eröffnet. Bis zur endgültigen Schließung sind noch Restaufträge zu erledigen, die bis 20. Dezember Arbeit bieten.
Abgezeichnet hatte sich das Ende im Frühjahr. Da reichten die Aufträge nur noch, um ein Drittel der damals 150 Mitarbeiter an zwei bis drei Tagen in der Woche zu beschäftigen. Erstmals in der Firmengeschichte musste Köth Kurzarbeit anmelden. Gut 5000 Kilometer war der alleinige Gesellschafter der GmbH in den Osterferien kreuz und quer in Deutschland unterwegs gewesen, um Aufträge für seine Firma zu ergattern, die er zum 1. Januar 1991 von der Aschaffenburger Firma F + S-Modelle Fuchs & Schmitt übernommen hatte. Für Köth eine ungewohnte Rolle, war er es doch eigentlich gewohnt, dass sich die Vertreter seiner Geschäftspartner im Betrieb am Schindberg die Klinke in die Hand gaben.
Denn in den Jahren vor der Übernahme hatte Köth als Betriebsleiter maßgeblich daran mitgewirkt, den Betrieb zum erfolgreichen Lohnfertigungs-Unternehmen mit bis zu 360 Mitarbeitern umzubauen. Schon Ende der 70er Jahre hatte ein erstes großes Sterben in der Textilbranche eingesetzt.
1959 war der gelernte Kaufmann in die Firma von Müller-Wipperfürth eingetreten, der zu Spitzenzeiten über 8000 Mitarbeiter in 18 in- und ausländischen Betrieben beschäftigt hatte. Ende 1978 war das einstige Imperium mit dem Hauptsitz in Mönchengladbach zu einem kleinen Fertigungsbetrieb in Österreich zusammengeschmolzen.
Im gleichen Jahr firmierte der Betrieb in Münnerstadt erstmals als selbständige Firma unter dem Namen Bekleidungswerk Münnerstadt. Schon damals hatte Köth unter dem Geschäftsführer Walter Rausch Handlungsvollmacht. 1979 übernahm dann die Aschaffenburger Firma Fuchs & Schmitt den Betrieb, zehn Jahre später nennt die Firmengeschichte die MV Unternehmensgruppe Meerswolke & Veer (Lingen) als Besitzer, bis schließlich Köth 1991 die Fabrik kaufte.