Mehrere mit einem möglichen Verkauf vertraute Personen sagten dem „Handelsblatt“, die bislang aufgerufenen Preise lägen über eine Milliarde Euro. „Die Offerten waren zuletzt bei 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro“, so ein Insider. Den Kreisen zufolge haben bereits mehrere potenzielle Käufer wegen zu hoher Preisvorstellungen der Verkäufer das Rennen verlassen. Eine Hand voll Bieter sei noch im Rennen, darunter auch die Finanzinvestoren Cinven und Bain Capital, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen. Bindende Angebote müssten binnen weniger Wochen eingereicht werden. Weder Cinven noch Bain wollten sich zu den Informationen äußern.
Bavaria ist 1978 aus einer Kunstofffenster-Fabrik hervorgegangenen. Neben Segelschiffen bauen die Franken auch Motoryachten. Besonderheit ist die Fließband-Fertigung, die den Bau der Boote billiger macht. An der Spitze des Unternehmens steht der über 60 Jahre alte Miteigentümer Winfried Herrmann.
„Die Eigentümerfamilien prüfen verschiedene Alternativen als Nachfolgelösungen für die Zukunft ihres Unternehmens“, sagte Frank Schönert, Managing Partner bei der mandatierten, auf Übernahmen spezialisierten Beratungsfirma Network Corporate Finance (NCF). „Aufgrund des großen Unternehmenserfolges sind Investoren in den letzten Jahren regelmäßig bei Bavaria Yachtbau vorstellig geworden. Entsprechend liegen eine Vielzahl an Interessenbekundungen vor, darunter von strategischen Investoren und Finanzinvestoren.“ Aber auch ein Börsengang sei nicht ausgeschlossen. Schönert wollte weder bestätigen noch dementieren, dass ein strukturierter Verkaufsprozess läuft. Auch zur Höhe vorliegender Angebote äußerte er sich nicht. Finanzkreisen zufolge vertritt NCF die Eigentümerfamilie Hermann; die zweite Eigentümerfamilie Meltl hat die Investment-Firma Ermgassen mandatiert.
„Die Preisregion, in der man sich bewegt, ist auch für ein so profitables Unternehmen sehr knackig“, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Die Angebote lägen bereits jetzt oberhalb des Zwölffachen des so genannten Ebitda (des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen), das sich im laufenden Geschäftsjahr in Richtung 100 Millionen Euro entwickeln werde. Womöglich werde bis zum Abschluss der Auktion sogar das 14-fache des operativen Gewinns gezahlt, sagte ein anderer Insider. Ein Dritter ergänzte: „Das könnte sogar in die Region von 1,5 Milliarden Euro laufen.“
Daten & Fakten
Bavaria Yachtbau Bavaria Yacht in Giebelstadt bei Würzburg baute im vergangenen Geschäftsjahr gut 3500 Schiffe. Der Umsatz des deutschen Branchenprimus lag im Geschäftsjahr 2005/06 (zum 31. Juli) bei 271 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (das so genannte Ebitda) lag bei 79 Millionen Euro. Der Betrieb hat 620 Mitarbeiter.