„Last minute = billig“ – diese Rechnung geht vor allem in der Hochsaison kaum noch auf. Mit Frühbucherrabatten, tagesaktuellen Preisen und flexibler Kapazitätsplanung machen TUI und Co Schnäppchenjägern das Leben schwer. „Das Renditedenken hat das Mengendenken abgelöst“, sagt Tourismusforscher Edgar Kreilkamp von der Leuphana Universität Lüneburg. „Die Veranstalter planen vorsichtiger und geben überschüssige Hotelkontingente lieber zurück, anstatt sie billig auf den Markt zu werfen“, erläutert Kreilkamp. Halten sich Veranstalter die Option offen, Kontingente zurückzugeben, müssen sie in der Regel zwar mehr für Hotelzimmer zahlen. Das sei aber günstiger, als Restplätze zu Schnäppchenpreisen zu verschleudern. Im umgekehrten Fall gilt: Ist die Nachfrage größer als das Angebot, kaufen die Unternehmen kurzfristig zu, die Auswahl an Last-minute-Reisen wird geringer. Besonders begehrt aus Sicht der Reisekonzerne sind Kunden, die lange im Voraus die schönsten Wochen des Jahres buchen. Dafür bieten die Veranstalter Rabatte bis zu 30 Prozent. Beim Branchenprimus TUI werden einer Sprecherin zufolge derzeit 45 bis 50 Prozent der Urlaube etwa vier Monate vor Reisebeginn gebucht. Nach Daten der GfK-Konsumforscher erzielten die Reisebüros im vergangenen Jahr 45,2 Prozent des Umsatzes mit Urlauben, die vier Monate oder noch länger zuvor festgemacht wurden. Auf lediglich 15,6 Prozent kamen Buchungen von weniger als einem Monat im Voraus, bei Onlinereservierungen waren es 29 Prozent. Und: Wer sich spontan entscheidet, macht inzwischen nicht mehr unbedingt ein Schnäppchen. „Wie billig es ist, hängt insbesondere in den Ferienzeiten davon ab, wie flexibel die Urlauber bei Zielen und Reisedaten sind“, heißt es beim Deutschen Reiseverband DRV. Last minute bedeute nicht mehr automatisch günstig, es könne auch teurer sein.
FRANKFURT