Wenn sich 450 Wissenschaftler in mehr als 100 Vorträgen und Diskussionen über die betriebswirtschaftliche Forschung und die sich daraus ergebenden Erkenntnisse für die Praxis austauschen, ist das schon eine gewaltige Leistung. So geschehen in Würzburg auf der Tagung des Verbandes für Hochschullehrer für Betriebswirtschaft (VHB), eine Konferenz, die sich nach den Worten des Organisators Hansrudi Lenz von der Uni Würzburg „durch Vorträge renommierter nationaler und internationaler Wissenschaftler“ auszeichnet.
Die Fragen, die auf der an diesem Samstag zu Ende gehenden Tagung behandelt wurden, sind hochaktuell: Welche Ansätze können Antworten auf die jüngsten Unternehmenskrisen und Skandale liefern? Wie steht es um Steuervermeidung und gesellschaftliche Verantwortung? Welchen Beitrag kann die Betriebswirtschaft heute für Unternehmen und Gesellschaft leisten? VHB-Vorstandsvorsitzender Dodo zu Knyphausen-Aufseß: „Wir stellen uns die Frage, wie betriebswirtschaftliche Forschung gestaltet sein kann und muss, damit ein Transfer in zielführendes unternehmerisches Handeln gelingt“.
Ein Beispiel ist der Begriff der Nachhaltigkeit. Probleme in diesem Bereich gehören nach Ansicht von Stefan Schaltegger von der Universität Lüneburg zu den aktuell größten Herausforderungen der Menschheit, weshalb sich auch die Betriebswirtschaftslehre mit diesem Begriff befassen müsse. Diese müsse Wege und Methoden finden, wie man Nachhaltigkeit erfolgreich in Unternehmen umsetze. So sei nicht die Frage zu stellen, ob sich Nachhaltigkeit rechne, sondern wie sich Nachhaltigkeit rechne. An der anschließenden Diskussion über dieses Thema nahm auch Götz Werner von den dm-Drogeriemärkten teil.
Die Tagung behandelte aber nicht nur die Umsetzung der Theorie in die Praxis. Auch der gegenwärtige Stand von Forschung und Lehre im Fach Betriebswirtschaft war Gegenstand der Diskussion, wie Knyphausen-Aufseß erklärte. Seiner Ansicht nach ist das im deutschsprachigen Raum gelehrte Fach Betriebswirtschaftslehre international sehr stark geworden und braucht einen Vergleich mit Amerika nicht zu scheuen. Dies bestätigte Burkard Schwenker von der Unternehmensberatung Roland Berger und betonte, dass sich zwar die US-Amerikaner besser verkaufen könnten, von der inhaltlichen Substanz betrachtet die Deutschen aber besser da stünden.