Die Castellbank ist zwei Jahre älter als die Vereinigten Staaten. Tradition prägt daher stets auch das jährliche Pressegespräch, das in diesem Jahr auf Schloss Castell stattfand. In der „Großen Bibliothek“ gibt es aber dann dennoch etwas Neues. Oder besser: einen Neuen. Sebastian Klein ist seit dem 1. April neuer Vorstandsvorsitzender der ältesten Privatbank Bayerns.
Das erste Wort aber hat Hausherr Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell. „Es war ein gutes Jahr“, beginnt er. Gemeinsam mit Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen ist er einer der beiden Gesellschafter. Doch man könne und wolle sich nicht auf dem Erfolg ausruhen, daher wurde im vergangenen Jahr das interne Programm „1774“ (nach dem Gründungsjahr der Bank) aufgelegt.
Nun ist Sebastian Klein am Zug. Es gehe darum, die Bank in Teilen behutsam weiterzuentwickeln, „aber das Grundgeschäft, in dem der Kunde im Mittelpunkt steht, das bleibt unverändert“. In einem Umfeld ständig neuer Regulierungsanforderungen wolle man „die Castellbank als Hort der Qualität und Stabilität für die Zukunft ausrichten“. Die Ausgangsbasis sei gut. Man habe 2012 den Gewinn von 2,1 auf 6,1 Millionen Euro steigern können. Dabei hätten alle drei Segmente – Privatkunden, Vermögensverwaltung und Mittelstandskunden – zum Erfolg beigetragen. Gerade das freue ihn besonders, meint Klein, der so neu im Haus ja gar nicht ist. Zwei Jahre lang saß er im Aufsichtsrat der Bank, seit Mai 2012 ist er im operativen Geschäft tätig.
Kleins Vorstandskollege Klaus Vikuk berichtet vom aktuell schwierigen Zinsgeschäft. So gebe es „im fränkischen Raum einen starken Preiswettbewerb, an dem wir nicht teilgenommen haben“. Trotz einer guten Kreditnachfrage sei daher manches Geschäft nicht zustande gekommen. Auf der Einlagenseite hingegen sei es den Kunden meist wichtiger gewesen, dass ihr Geld sicher angelegt sei. „Da hat man schon mal auf das eine oder andere Zehntel verzichtet.“
Wichtig sei ihm aber noch ein anderes Thema, sagt Vikuk: „Banken und Kunden müssen sich davon verabschieden, dass hochwertige Bankleistungen umsonst zu haben sind.“ Gute Beratung und gute Dienstleistung koste aber Geld, das gelte für die gesamte Branche, die ja derzeit unter dem schlechten Image einiger Großbanken leide. „Wir brauchen als Bank auch die Luft zum Atmen.“
Den eher nachdenklichen Abschluss macht Johann-Friedrich Fürst zu Castell-Rüdenhausen. Der Wert der Unabhängigkeit habe auch für die Kunden an Bedeutung gewonnen. „Gerade anspruchsvolle Kunden schätzen die Tradition unserer Bank.“
Die Castellbank beschäftigt in insgesamt 17 Filialen in Franken und Süddeutschland 290 Mitarbeiter.