Mit Chinas Aufstieg zur zweitgrößten Wirtschaftsnation wächst der Hunger des Riesenreichs mit 1,3 Milliarden Einwohnern nach Bodenschätzen. Der China-Faktor spielt auf allen Rohstoffmärkten eine zunehmende Rolle. Nie zuvor hat das Land so viele Milliarden weltweit in Unternehmen investiert, um den Rohstoffbedarf der bevölkerungsreichsten Nation zu decken.
Bei ihren Einkaufstouren stoßen Chinas Staatskonzerne aber immer wieder auf politischen Widerstand, was ausgerechnet die Manager aus dem kommunistischen China auf die Regeln der freien Marktwirtschaft pochen lässt.
Eins steht fest: Die schiere Größe und Geschwindigkeit des Wachstums werden Chinas Bedarf noch über Jahrzehnte steigen lassen. Unerwartet gut hat das Land die Weltwirtschaftskrise überstanden. Nach zehn Prozent jährlichen Wachstums seit 2000 sagen Experten für das nächste Jahrzehnt sieben, acht oder gar mehr Prozent jährlich voraus. So verbraucht das Riesenreich schon heute zweimal mehr Stahl als die USA, Europa und Japan zusammen.
„Das bedeutet, dass der Zuwachs im Pro-Kopf-Verbrauch von Eisenerz, Kupfer, Aluminium und anderen Mineralien weiter ansteigen wird“, sagte der Chef des anglo-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto, Tom Albanese, jüngst bei einem Besuch in Shanghai. Die Urbanisierung wird in China bis 2025 mehr als 200 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern entstehen lassen – Europa zählt nur 35 solcher Städte. Dafür müssen mehr Häuser gebaut und das Verkehrsnetz ausgeweitet werden. Schon heute werden in China mehr Autos verkauft als in irgendeinem anderen Land der Erde.
Der wachsende Metallbedarf in China sei „über die nächsten 20 bis 30 Jahre garantiert“, sagte Albanese. Und noch eins ist klar: „China wird weiterhin eine zentrale Rolle für Rio Tintos Erfolg spielen.“ Als größter Stahlproduzent ist das Reich der Mitte nicht nur größter Kunde von Rio Tinto mit einem Viertel des Umsatzes, es ist auch größter Anteilseigner. Die Aluminium Corporation of China (Chinalco) ist mit rund neun Prozent an Rio Tinto beteiligt. Vor einem Jahr scheiterte eine geplante Verdoppelung der Beteiligung für 19,5 Milliarden US-Dollar an einem politischen Sturm in Australien.
„Unsere Gegner können sich nicht an die neue Weltordnung gewöhnen“, meint Zhou Dadi, chinesischer Vizevorsitzender der Gesellschaft für Energieforschung. „Sie betrachten das Problem aus einer veralteten Perspektive – selbst aus der Sicht des Kalten Krieges.“ Da drängt sich die Frage auf: Macht die Welt den Chinesen ihren gerechten Anteil an Bodenschätzen streitig? Der Experte beschwichtigt: „Das ist ein Markt. Jemand will verkaufen und jemand will kaufen.“
Früher hätten die reichen Industriestaaten den Rohstoffmarkt dominiert. „Heute kommen die Schwellenländer mit neuer Nachfrage auf den Markt“, sagt Zhou Dadi. 2009 investierten chinesische Firmen die Rekordsumme von 32 Milliarden US-Dollar weltweit, um die Nachfrage nach Öl und anderen Rohstoffen zu sichern.
Mit den weltgrößten Devisenreserven in Höhe von rund 2,45 Billionen US-Dollar hat China ausreichend Kapital.