In der Nähe zu Feldern und Höfen sausen fast lautlos Elektromobile über die Straße. Hier im Gewerbegebiet von Aub-Baldersheim sitzt die Citycom AG in drei unscheinbaren bunten Hallen. „Wir bauen die Alternative zum Zweitauto“, sagt Firmenchef Karl Nestmeier. Für Menschen, die täglich weniger als 80 Kilometer fahren, alleine unterwegs sind und kaum Gepäck haben, sei der CityEL das ideale Fahrzeug. 70 Cent Strom reichen für rund 70 Kilometer, je nach Strecke und Fahrweise. Steuer und Vollkasko kosten gut 200 Euro pro Jahr. Inspektionen sind günstig. Auspuff, Zündkerzen und Öl gibt's beim einsitzigen CityEL erst gar nicht.
Ein Drittel weniger Kosten
Die Kosten des CityEL liegen bei einem Drittel eines Kleinwagens mit Verbrennungsmotor. Je nach Fahrleistung spare man so pro Jahr zwischen zwei- und achttausend Euro gegenüber einem herkömmlichen Kleinwagen mit Benzinmotor. Rund 5600 CityEL sind europaweit auf der Straße, 3500 alleine in Deutschland mit bis zu 63 Kilometern pro Stunde unterwegs. In der Basisversion gibt's den CityEL ab 7500 Euro.
Derzeit verlassen rund 20 Fahrzeuge pro Monat die Auber Werkshallen. 120 Zulieferer sorgen für den Nachschub an Teilen. „70 Prozent der Teile kommen aus Deutschland“, sagt Nestmeier stolz. Der 42-Jährige stammt aus Aub und ist dort geblieben. Er studierte einige Semester Elektrotechnik, dann sollte er die elterliche Elektrofirma übernehmen. Den Meisterbrief als Elektromeister erhielt er in Rekordzeit.
Den CityEL entdeckte Nestmeier 1992. Erst für sich privat, dann wurde er Händler und Vertriebspartner. Der vormals dänische Hersteller hatte Schwierigkeiten. Nestmeier nutzte die Chance und übernahm Mitte der 90er die Firma und holte sie nach Aub. Als Ende 1996 die ersten Fahrzeuge in Aub gebaut wurden, gab es viel zu tun. „Wir waren völlig unterkapitalisiert und lebten von der Hand in den Mund“ so Nestmeier. Seit Ende 1999 ist die Citycom eine Aktiengesellschaft, gut mit Kapital versorgt und Nestmeier ihr Vorstand. Drei Investoren halten 60 Prozent, der Rest ist im Streubesitz mit 70 Prozent Eigenkapitalquote.
Das Kapital half auch, den CityEL weiterzuentwickeln. Heute gibt es mehrere unterschiedliche Modelle, die sich vor allem in der Motorisierung unterscheiden. 90 Händler verkaufen die Flitzer in ganz Deutschland. 130 Partner braucht die Citycom für eine flächendeckende Versorgung. Neue Märkte will sie in Großbritannien und den Niederlanden erschließen.
Produktion ausbauen
Und die Produktion soll ausgebaut werden. Bis zum Ende des nächsten Jahres strebt die Firma eine Verdopplung der Produktion auf 40 bis 50 CityEL pro Monat an. Nestmeier sucht auch Personal: Kfz-Techniker, Mechatroniker und Zweiradmechaniker. Denn die Nachfrage nach dem Auto bleibt groß. In Aub arbeiten die Mitarbeiter Wartelisten ab. Fahrzeuge auf Halde gab und gibt es nicht, auch keinen Internet- oder billigen Werksverkauf. Nestmeier hat Prinzipien: „Wir wollen ein gutes Produkt zu sauberen Preisen bieten“.
Nestmeier trägt mit Einsatz selbst dazu bei. Für den Vater von fünf Kindern beginnt laut eigener Aussage der Tag zwischen vier und fünf Uhr morgens. Feierabend ist der Kinder wegen am späten Nachmittag, ab und zu gibt es einen freien Sonntag. Die Familie ist dann auch unterwegs. Neben dem CityEL nutzt sie einen VW-Bus mit sparsamem Dieselmotor. „Für große Lasten, mehrere Personen und weite Strecken ist ein Verbrennungsmotor am günstigsten. Für Kurzstrecke und Pendler gibt's Besseres“, sagt Nestmeier, steigt in den CityEL und saust vom Gelände.
Stichwort
Citycom AG 15 Mitarbeiter erwirtschafteten im Jahr 2006 in Aub (Lkr. Würzburg) eine Betriebsleistung von 1,6 Mio. Euro. Eine Aktiengesellschaft ist die Citycom seit 1999. Eine Million Aktien wurden bei einer Kapitalerhöhung 2006 neu ausgegeben.