Vor wenigen Tagen hatte Conti erst den Kauf der Siemens-VDO-Sparte für 11,4 Milliarden Euro abgewickelt und jetzt steht schon ein neuer Eigentümer für die VDO-Elektro-Motoren-Sparte vor der Tür. Die Tinte unter dem Vertrag mit dem Familienunternehmen Brose war am Donnerstag noch nicht richtig getrocknet, da gaben die beiden Verhandlungspartner schon die Einzelheiten bekannt. Brose übernimmt in Deutschland das VDO-Werk Würzburg (1500 Mitarbeiter) sowie ein Büro in Oldenburg (9). Im Zuge des Verkaufes wechseln auch zwei angestammte Conti-Betriebe den Besitzer: Berlin (230) und Nürnberg (25). Über den Verkaufspreis gibt es keine Informationen.
Für die Mitarbeiter des Würzburger Werkes in der Nürnberger Straße ist Brose kein Unbekannter: Schon im Frühjahr waren Manager aus Coburg in den damaligen Siemens-Hallen gesichtet worden. Betriebsratsvorsitzender Wilhelm Sedelmayer sieht den Verkauf positiv: „Brose ist für uns die bessere Lösung als Conti.“ Immerhin liefert VDO Würzburg seit einiger Zeit täglich 80 Prozent der Motoren für elektronische Fensterheber an Brose. Und das sind täglich 80 000 Stück.
Die Vertragsbedingungen klingen für die Würzburger Angestellten gut, der neue Eigentümer wird die Verpflichtungen von Conti übernehmen. Dazu gehört der hart umkämpfte Zusatz-Tarifvertrag genauso wie die Übernahme der betrieblichen Altersversorgung von Siemens, so Sedelmayer. Vor zweieinhalb Jahren hatten die Würzburger Mitarbeiter gegen eine Verlagerung ihres Werkes nach Tschechien gekämpft. Mit Hilfe der Politik und durch teilweisen Lohnverzicht erreichte man eine Bestandsgarantie bis 2010.
Für Würzburg will Brose eine eigene Gesellschaft gründen und damit in den regionalen Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie eintreten, teilt die IG Metall Bayern mit. Damit könnten die Mitarbeiter nach dem Flächentarifvertrag bezahlt werden. IG-Metall-Bezirkschef Werner Neugebauer: „Dieser Verkauf kann eine neue Chance für Würzburg sein, wenn Brose sich wirklich an die Vereinbarungen halten will.“ Das hat Brose-Chef Jürgen Otto Oberbürgermeisterin Pia Beckmann versprochen. Beckmann: „Er sicherte die Einhaltung der Verträge zu und hat bekundet, dass er um den Erhalt des Standortes in Zukunft kämpfen will.“