Der Begriff „Latte Macchiato“ hat es in den Duden geschafft, Coffee-Shops nach angloamerikanischem Vorbild sind aus dem Straßenbild deutscher Städte nicht mehr wegzudenken. Seit Ende der 90er Jahre die Welle der modernen Kaffeehäuser mit ihren unzähligen Varianten des braunen Muntermachers nach Deutschland schwappte, ist der Markt stetig gewachsen – und ein Ende des Booms nicht in Sicht.
3000 Shops allein in London
„Der Coffee-Shop-Markt in den USA ist uns etwa zehn Jahre voraus, der in England etwa sieben bis acht Jahre“, sagt der Gründer der Münchner Kette Coffee Fellows, Stefan Tewes. „Wir können davon ausgehen, dass uns das stärkste Wachstum noch bevor steht.“ Bis Ende des Jahres 2006 existierten laut Jahresbericht des Deutschen Kaffeeverbandes rund 1200 Coffee-Shops in Deutschland. Dagegen gab es allein in London zu diesem Zeitpunkt etwa 3000.
Dem Expansionsdrang der Coffee-Shop-Ketten scheinen keine Grenzen gesetzt. Laut Zahlen der Fachzeitschrift „Coffee-Shop“ sind gegen Ende 2006 von 13 betrachteten Ketten nach amerikanischem Vorbild 12 im Vergleich zum Vorjahr gewachsen; nur eine behielt ihre Anzahl bei. Auf der Überholspur befand sich McCafé. Das Shop-in-Shop-Modell in Filialen des amerikanischen Fast-Food-Konzerns McDonald's steigerte seine Anzahl innerhalb des vergangenen Jahres von 54 auf 200. Auf den weiteren Plätzen in dieser Wertung folgten Weltmarktführer Starbucks, der im Mai 2002 in Berlin seine ersten beiden deutschen Standorte wählte, mit einer Vergrößerung von 48 auf 75 Filialen und Balzac Coffee aus Hamburg mit einem Wachstum von 26 auf 30 Läden.
Inzwischen hat McDonald's nach eigenen Angaben deutschlandweit rund 250 McCafés in seine Restaurants integriert, bis zum Jahresende soll die Zahl noch auf annähernd 400 steigen. McDonald's liegt mit seinen McCafés derzeit auf Rang zwei auf dem deutschen Markt: Die Spitzenposition nimmt das Hamburger Unternehmen Tchibo mit deutlich über 500 Filialen ein.
„Noch unglaubliches Potenzial“
„Die starke Expansion von McCafé zeigt, dass es in dieser Branche noch unglaubliches Potenzial gibt“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes, Holger Preibisch: „In Amerika werden rund 50 Prozent des Kaffees außer Haus verkauft, in den südlichen Ländern wie Spanien oder Portugal sogar 80 Prozent“. Er glaubt, dass es künftig in jeder Einkaufsstraße mindestens einen Coffee-Shop geben wird.
Vom Boom profitieren auch die Hersteller der Einweg-Trinkgefäße. „Seit Herbst 1996, als die ersten Coffee-to-go-Läden hier zu Lande auf den Markt kamen, haben wir ein stetiges Wachstum erlebt“, berichtet Thomas Kunzfeld vom finnischen Verpackungs-Hersteller Huhtamaki mit Deutschlandsitz in Alf an der Mosel: In den ersten drei Jahren sei der Absatz an Pappbechern jeweils um knapp 30 Prozent gestiegen, seitdem um gut 15 Prozent jährlich.