Immer mehr Menschen in Deutschland machen einen Bogen um die Börsen. Zuletzt haben sie damit Bares verloren. Denn sie steckten ihr Geld lieber in sichere Bankeinlagen, bevorzugt in Sichteinlagen, wie die Deutsche Bundesbank am Montag mitteilte. Doch das bringt kaum Zinsen. Die Bundesbank konstatiert den privaten Haushalten eine „gewisse Risikoaversion“: Denn während im vierten Quartal so viel Geld in Sichteinlagen wie Girokonto und Tagesgeld floss wie seit 2010 nicht mehr, verkaufen die Menschen milliardenschwere Aktienpakete.
Dabei sind es die Kursanstiege an den Börsen, die das Geldvermögen der Deutschen im Schlussquartal 2013 erneut auf ein Rekordhoch trieben. Das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen oder Ansprüchen gegenüber Versicherungen wuchs im Vergleich zum Vorquartal insgesamt um rund 79 Milliarden Euro oder 1,6 Prozent auf den historischen Höchstwert von 5,15 Billionen Euro, wie die Bundesbank mitteilte. Mit rund 47 Milliarden Euro entfiel der Großteil des Anstiegs auf Kursgewinne bei Aktien und Investmentzertifikaten. Etwa 32 Milliarden Euro der Vermögensbildung basierten auf Transaktionen – also auf Zuflüssen auf Konten oder Käufen von Wertpapieren. Immobilien oder Kunstwerke sind in der Statistik nicht enthalten. Allerdings profitieren hierzulande immer weniger Menschen vom Höhenflug an den Börsen: Obwohl die Kurse auch im Schlussquartal 2013 kräftig in die Höhe schossen, trennten sich die privaten Haushalte im Saldo von Aktien im Wert von vier Milliarden Euro. Das passt in das Bild, das das Deutsche Aktieninstitut (DAI) schon im März gezeichnet hatte: Demnach trennten sich im vergangenen Jahr trotz Börsenbooms rund 600 000 Menschen in Deutschland von ihren Aktien oder Aktienfonds. Auch festverzinsliche Wertpapiere einschließlich Geldmarktpapiere wurden Ende 2013 nach den Angaben vom Montag im Volumen von vier Milliarden Euro abgestoßen.
„Diese Entwicklungen . . . deuten darauf hin, dass die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte trotz der . . . positiven Kapitalmarktentwicklung weiterhin von einer gewissen Risikoaversion geprägt ist“, erklärte die Bundesbank. Stattdessen stecken die Menschen in Deutschland ihr Geld weiterhin vor allem in sichere Bankeinlagen, die allerdings kaum Zinsen einbringen: Mit 32 Milliarden Euro floss dieser Anlageform so viel zu wie zuletzt Ende 2010. Vor allem täglich abrufbares Guthaben wie etwa auf Giro- oder Tagesgeldkonten waren gefragt, während es bei Termin- und Spareinlagen (einschließlich Sparbriefen) kaum Bewegung gab. „Die Präferenz der privaten Haushalte für liquide Bankeinlagen . . . ist damit auch im vierten Quartal deutlich zu erkennen“, betonte die Bundesbank. Zudem stiegen die Ansprüche gegenüber Versicherungen um rund 16 Milliarden Euro. Hingegen nahmen die Haushalte trotz der historisch niedrigen Zinsen kaum neue Kredite auf, die Verbindlichkeiten stiegen nur um knapp eine Milliarde Euro. Das Nettogeldvermögen erhöhte sich entsprechend um rund 79 Milliarden Euro oder 2,3 Prozent auf 3,57 Billionen Euro. In der Regel wächst das Geldvermögen der Deutschen stetig – allein im Gesamtjahr 2013 um rund 200 Milliarden Euro.
Deutsche und Aktien
Das Sparbuch wirft kaum Zinsen ab, mit Tagesgeld verlieren Sparer angesichts der Inflation Geld. Hingegen legte der deutsche Leitindex Dax im vergangenen Jahr um 25 Prozent zu. Trotzdem trennten sich die Privathaushalte in Deutschland 2013 nach Zahlen der Bundesbank von Aktien im Volumen von rund sechs Milliarden Euro. Schon 2012 hatten sie Anteilsscheine im Umfang von 0,5 Milliarden Euro abgestoßen – dies war allerdings der erste Rückgang seit Ausbruch der Krise im Jahr 2008. Und: Das kräftige Minus kommt zustande, obwohl die Menschen im ersten Quartal 2013 Anteilsscheine im Volumen von fast 3 Milliarden Euro
gekauft haben. Text: dpa