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BRÜSSEL: Die Uhr tickt in Athen

BRÜSSEL

Die Uhr tickt in Athen

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    Die Uhr tickt in Athen
    Die Uhr tickt in Athen

    Es könnte die Nacht der Entscheidung werden. Bis zum heutigen Donnerstagabend, 21 Uhr, haben private Gläubiger Griechenlands Zeit, sich in das „Buch der Willigen“ einzutragen und damit auf einen Großteil ihrer Forderungen an Athen zu verzichten. EU-Währungskommissar Olli Rehn gab sich gestern noch einmal optimistisch: „Laut den uns vorliegenden Informationen dürfte der Schuldenschnitt ohne Hindernis verlaufen, denn die Operation ist für den Privatsektor interessant.“ Das fanden auch Deutsche Bank, Allianz, Commerzbank, die baden-württembergische Landesbank und BNP Paribas und gaben grünes Licht für einen Verzicht auf Forderungen in Höhe von – alles zusammengerechnet – rund 70 Prozent. Sollten mehr als 90 Prozent der über 400 Gläubiger dem Vorbild folgen, kann man in Griechenland aufatmen. Dann werden die Euro-Finanzminister am Freitagabend bei ihrer Telefonkonferenz die nächste Tranche über 14,5 Milliarden Euro sowie das zweite Hilfspaket über 130 Milliarden freigeben.

    Doch es gibt erhebliche Zweifel, ob dieser Durchbruch tatsächlich eintritt. Athens Finanzminister Evangelos Venizelos hat den Fahrplan festgelegt: Sollte die Zustimmung zwischen 75 und 90 Prozent liegen, will er – nach Absprache mit den Eurokollegen – wohl aus dem freiwilligen einen zwangsweisen Umtausch machen. Ein entsprechendes Gesetz hatte das Parlament in Athen im Februar beschlossen. Bei einer Beteiligung am Schuldenschnitt von 66 bis 74 Prozent der Gläubiger, wird Griechenland noch einmal überlegen, wie man weiter vorgeht. Unter 66 Prozent gilt die Aktion als gescheitert.

    Was dann folgt, gleicht einem Katastrophenszenario, das der Internationale Bankenverband IFF mit seinem Vorsitzenden Josef Ackermann bereits ausgemalt hat: Griechenland wäre am 20. März bankrott, müsste aus dem Euro aussteigen. Die ausfallenden Zahlungen sind über die Kreditausfallversicherungen zwar abgesichert, die nun bis zu 2,4 Milliarden an Athens Kunden erstatten würden. Ob Italien und Spanien dann noch zu halten sind, sei fraglich. Ein gewaltiger Bankencrash wäre nicht auszuschließen. Sogar von Forderungen bis 1000 Milliarden Euro ist die Rede, um den Finanzsektor wieder aufzupäppeln. Doch das Untergangsszenario stammt schon vom 18. Februar und war erkennbar entworfen worden, um die Gläubiger unter Druck zu setzen. Ob das Papier Wirkung zeigt, ist noch offen. Es hat aber zumindest einen Teil der privaten Geldgeber auf ganz andere Ideen gebracht.

    Ein Großteil der griechischen Papiere ist nämlich längst aus den Bilanzen der Banken verschwunden und von Hedge-Fonds sowie anderen wenig kontrollierten Finanzinstituten billig aufgekauft worden. Aus deren Kreisen heißt es inzwischen, man werde beim Schuldenschnitt nicht mitmachen. Der Grund: Es winkt ein Milliardengeschäft. Sollten nämlich genügend Banken den Schuldenverzicht mittragen, kann Athen seine anderen Forderungen wieder bedienen, sodass die Fonds als Trittbrettfahrer von der Lösung profitieren, die sie selbst nicht mittragen. Im Fall einer Staatspleite könnten die Spekulanten auf gewaltige Summen aus den Töpfen der Kreditausfallversicherungen hoffen. Lässt man solche Prognosen beiseite und verlässt sich nur auf die Zahlen, sieht die Zukunft nicht ganz so düster aus.

    Immerhin konnte Griechenland am Dienstag sechsmonatige Schatzwechsel im Wert von 1,1 Milliarden Euro bei den Anlegern platzieren – bei Zinsen von 4,8 Prozent. Die lagen noch vor einigen Wochen doppelt so hoch. Das Vertrauen kann also nicht völlig geschwunden sein.

    tt

    tt

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