Gottfried Baumgartner leitet seit 2001 das Kompetenzzentrum für Energietechnik der Handwerkskammer Unterfranken (HWK) in Würzburg. Er ruft dazu auf, die Messe am 18. und 19. Oktober im Bildungszentrum der HWK zu besuchen.
Frage: Am kommenden Wochenende findet in Würzburg die Umweltmesse „Energie, Bauen und Wohnen“ statt, die Sie mitorganisiert haben. Die Handwerkskammer Unterfranken spricht von einem einzigartigen Informationsforum für Hausbesitzer. Was ist denn so einzigartig, Herr Baumgartner?
Gottfried Baumgartner: Der Besucher hat die Möglichkeit, sich bei mehr als 90 Fachfirmen auf rund 2000 Quadratmetern über optimale Modernisierung und Energieeinsparung informieren. Er hat die einzigartige Möglichkeit, eine Energieberatung durch zertifizierte Energieberater für sein Vorhaben zu erhalten. Es gibt mehr als 30 kostenfreie Fachvorträge und „lebendige Werkstätten“, bei denen man Fachleuten bei der Installation über die Schulter schauen kann.
Es gibt Hunderte Broschüren und Internetadressen zum Thema, Tausende Energieberater, und Dutzende Energiespar-Messen. Was raten Sie Menschen, die angesichts der Informationsvielfalt verzweifeln?
Baumgartner: Sie haben recht, viele Kunden sind zunächst einmal überfordert. Hilfestellung geben der einheimische Meisterbetrieb und ein Energieberater. Eine energetische Sanierung von Gebäudehülle und Anlagetechnik macht nämlich nur mit einem ganzheitlichen Konzept Sinn. Dazu gehört auch die Finanzierung.
Was halten Sie von dem Satz: Es gibt 10 000 Energieberater in Deutschland, nur 1000 sind gut.
Baumgartner: Wir bieten im Kompetenzzentrum den Lehrgang Energieberater im Handwerk an. Meistertitel und höherwertiger Abschluss sind Voraussetzung. Wir haben ein Qualitätsmanagement, der Kurs und die Dozenten werden bewertet. Wir können stolz sein auf die hohe Qualität der Ausbildung.
Wie viele Stunden dauert so ein Kurs?
Baumgartner: 208 Stunden, und die Teilnehmer machen noch ein eigenes Projekt von nochmal 40 Stunden in Heimarbeit.
Was muss ein Energieberater können?
Baumgartner: Ein guter Energieberater muss die Gesamtheit der Maßnahmen zur Energieeinsparung erkennen, er darf nicht nur sein Gewerk isoliert betrachten. Er muss alle möglichen Schwachstellen der Gebäudehülle und der Anlagentechnik erfassen und dem Kunden die optimal aufeinander abgestimmte Sanierungsvariante mit Finanzierung ausarbeiten.
Was ist eigentlich wichtiger, dämmen oder eine neue Heizung?
Baumgartner: Das kann man pauschal nicht beantworten. Jede Kilowattstunde, die ich nicht verbrauche, muss nicht erzeugt werden. Dämmen ist also grundsätzlich gut, muss sich aber rechnen. Investitionskosten und Einsparkosten sollten dabei verglichen werden. Was immer Sinn macht, ist die Installation einer Solaranlage zur Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung.
Durch Pfusch, falsche Berechnungen und Billigangebote erfüllten viele sanierte Häuser nicht die Ziele der Energieeinsparverordnung, sagt der SPD-Bauexperte Rainer Fornahl. Wird mit dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm wegen unzureichender Kontrollen Geld zum Fenster rausgeschmissen?
Baumgartner: Die Förderkriterien werden kontrolliert, Energieberater und der ausführende Handwerksbetrieb haften. Die werden sich sehr wohl überlegen, ob die Dämmung der Verordnung entspricht. Viel wird allerdings im Do-it-yourself-Verfahren gemacht. Da nimmt nicht jeder die Vorschriften ganz genau.
Zurück zur Fachmesse am Wochenende: Was sollten die Besucher auf keinen Fall verpassen?
Baumgartner: Neben den Fachvorträgen den „Lebenden Werkstätten“ das kostenfreie Fachforum am Samstag um 10.30 Uhr über Energiekostensenkung bei Nichtwohngebäuden. Zielgruppe sind unter anderem Landräte, Bürgermeister und kommunale Entscheider. Ich denke, die Kommunen spielen bei der Energieeinsparung eine ganz große Rolle.
Zur Person
Gottfried Baumgartner Der staatlich geprüfte Umweltschutztechniker, Jahrgang 1960, ist seit seiner Ausbildung in einem Wasserkraftwerk im Schwarzwald mit dem Thema erneuerbare Energien konfrontiert. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.