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WIESBADEN: Exporteure setzen auf Asien-Boom

WIESBADEN

Exporteure setzen auf Asien-Boom

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    Export-Rekord: Der Hamburger Hafen, aufgenommen mit einem Spezialobjektiv.
    Export-Rekord: Der Hamburger Hafen, aufgenommen mit einem Spezialobjektiv. Foto: Foto: dpa

    Der unerwartet schlechte Jahresabschluss bringt die deutschen Exporteure nicht aus der Fassung: „Auch 2012 ist der Export trotz vieler Rezessionsängste auf Kurs zu einem neuen Allzeithoch“, gibt sich Anton F. Börner zuversichtlich. Auf Europa, das unter Schuldenbergen ächzt und von Sparpaketen gebremst wird, setzt der Präsident des Außenhandelsverbands BGA nicht: Die großen Antreiber des deutschen Exportmotors sollen Boom-Länder wie China, Indien oder Brasilien sein. Besonders die deutschen Autobauer setzen zudem auf eine starke Entwicklung in den USA. Dass sich die Dynamik der vergangenen beiden Jahre nicht wiederholen lässt, nimmt die Exportbranche gelassen hin. Schließlich strotzt sie vor Kraft: Die Exporteure blicken auf ein Rekordjahr zurück, in dem der Wert der ausgeführten Waren erstmals die Marke von einer Billion Euro übersprungen hat. Auf diesem Niveau lässt sich aufbauen, auch wenn die Exporte von November auf Dezember 2011 deutlich um 4,3 Prozent zurückgingen.

    Zumal noch immer Luft nach oben ist. So warnt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zwar vor wachsenden Risiken der Weltwirtschaft, erwartet aber einen weiteren Anstieg der Ausfuhren. Dieser dürfte mit rund drei Prozent jedoch bescheiden ausfallen im Vergleich zum kräftigen Plus von 11,4 Prozent 2011 und von 18,5 Prozent zuvor. Auch der DIHK ist überzeugt, dass die Exporte 2012 eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur bleiben, betont aber: „Die verhaltene Nachfrage aus Europa verhindert 2012 ähnlich hohe Wachstumsraten wie 2010 und 2011.“ Denn insbesondere die Unsicherheiten im Euroraum drücken die Stimmung. Auch Börner tritt auf die Euphorie-Bremse: „Trotz des positiven Ausblicks machen wir uns Sorgen um Europa.“ Dabei schienen die Risiken zuletzt auf dem Rückmarsch, wie Commerzbank-Ökonomin Ulrike Rondorf betont: „Die von der Staatsschuldenkrise ausgehende Unsicherheit ist deutlich zurückgegangen, sodass die allgemein sehr guten Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft – wie die niedrigen Zinsen – wieder stärker ihre Wirkung entfalten können.“ Die Zuversicht mit angezogener Handbremse zieht sich quer durch die großen Industriebranchen. So hinterließ die nachlassende Dynamik der Weltkonjunktur zuletzt zwar Bremsspuren in den Auftragsbüchern des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus – allerdings auf hohem Niveau, wie der Branchenverband VDMA betont. Immerhin konnte die exportorientierte Industrie ihre Ausfuhren in den ersten elf Monaten 2011 in alle großen Märkte zweistellig steigern. Das gilt für China ebenso wie für Frankreich oder die USA. Dabei ist die Branche überzeugt, dass ihre Produkte auch künftig in aller Welt gefragt sein werden. „Wir bleiben für 2012 verhalten optimistisch“, sagt VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann. Die deutsche Elektronikindustrie sieht sich ebenfalls weiter im Aufwind, wenn auch mit weniger Schwung als zuletzt. Der Chefvolkswirt des Branchenverbands ZVEI, Andreas Gontermann, erwartet ein Produktionsplus von fünf Prozent. Zum Vergleich: 2011 legte die Produktion um 13 Prozent zu, 2010 um 14 Prozent. Dass die Branche zuletzt vor allem von einem starken Inlandsgeschäft zehrte, sorgt Gontermann nicht: „Hinter vielen unserer Inlandsaufträge steht letztlich oft doch ein ausländischer Endabnehmer.“ Die deutschen Autobauer haben bereits erste Erfolgsmeldungen im neuen Jahr verbreitet. Im Januar führten sie knapp 325 000 Autos aus und damit vier Prozent mehr als vor einem Jahr.

    Wenn es gelinge, die Finanzmärkte zu stabilisieren, könne die Branche auch für 2012 zuversichtlich sein, sagte Verbandspräsident Matthias Wissmann: „Die weltweite Nachfrage nach Autos steigt weiter.“ Und die deutsche Industrie sei flexibel genug, die Absatzrückgänge in Südeuropa mit Zuwächsen in anderen Regionen auszugleichen. Ungemach droht auch von ganz anderer Seite, warnt BDI-Experte Oliver Wieck: „Wir sollten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nicht durch höhere Belastungen für Unternehmen aufs Spiel setzen.“

    Nach den Zahlen der Statistiker stiegen Deutschlands Exporte in die Euroländer um 8,6 Prozent auf 421 Milliarden Euro und in die EU insgesamt um 9,9 Prozent auf 627 Milliarden Euro. Hingegen zogen die Exporte in Drittländer um 13,6 Prozent überdurchschnittlich an. Sie erreichten einen Wert von 433 Milliarden Euro. Während die Schwellenländer damit Zugpferd des Exportaufschwungs waren, ist für das Importplus die größere Nachfrage nach Waren aus europäischen Nachbarländen verantwortlich. Aus den EU-Ländern führte Deutschland Waren im Wert von 572,6 Milliarden Euro ein: 13,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Importe aus der Eurozone stiegen um 12,9 Prozent auf 401,5 Milliarden Euro. Aus Drittländern wurden Waren im Wert von 329,4 Milliarden Euro bezogen – ein Plus von 12,0 Prozent zum Vorjahr. Die Außenhandelsbilanz schloss im Jahr 2011 mit einem Überschuss von 158,1 Milliarden Euro ab. Im Jahr 2010 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz 154,9 Milliarden Euro betragen.

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