Es war dem Aufsichtsratsvorsitzenden zu verdanken, dass der Kanzler in politisch turbulenten Zeiten mal eben von Berlin nach Tauberbischofsheim flog. Dr. Thomas Bach hatte Gerhard Schröder zum 100-Jährigen des Weltmarktführers für Kehlautomaten geladen - und der Kanzler hielt Wort. Zum Dank wurde er im großen Festzelt mit freundlichem Applaus und dem Badner-Lied empfangen. Und der kuwaitische Firmen-Eigner Ali M.T. Alghanim setzte lobend eins drauf: "Sie haben durch ihren Einsatz die Beziehung zwischen Kuwait, ja zwischen der ganzen arabischen Welt und Deutschland verbessert." Balsam für des Kanzlers Seele.
Thomas Bach ließ es sich nicht nehmen und erteilte dem Kanzler in der Fechter-Stadt eine kurze, spitze Lehrstunde im Duellieren. "Das schwere Florett nur in ausgemachten Notfällen". Das Schöne am Fechtsport sei, dass immer nur der Gegner überrascht wird. "Niemals die eigene Partei, äh Mannschaft", korrigierte Bach den gezielten Versprecher. Lautstarke Diskussionen mit den Kampfrichtern würden auch nicht weiterhelfen. "Aber wir können mit Sieg wie Niederlage umgehen - willkommen im Club der Fechter." Der Kanzler nahms mit Schmunzeln. Und wunderte sich: "Donnerwetter, selbst hier sind die Schwarzen und Grünen schon so nah beisammen." Die Weinig-Führungskräfte hatten sich allesamt Krawatten in den Firmenfarben umgebunden. Und die Anspielungen Bachs auf "meine besondere Kommunikation am Wahlsonntag" parierte Schröder: "Manchmal, da muss was raus. Sonst gibt's einen Leistungsabfall oder ein Magengeschwür."
Die Weinig AG habe bewiesen, dass man sich der Globalisierung nicht verschließen dürfe, so Schröder. "Wir haben allen Anlass, uns weltweit zu bewegen". Deutschland habe in einem schwierigen Annäherungsprozess gelernt, die "zuvor lange vernachlässigten" arabischen Ländern als "wirkliche Freunde" zu begreifen. "Die Golfregion ist ökonomisch für uns mindestens so bedeutend wie Südostasien."
Mit Kehlmaschinen für die Holzverarbeitung hat die Weinig AG in den vergangenen 100 Jahren die Welt umrundet. Die Rolle als Nummer eins in der Massivholzbearbeitung gelte es nicht nur zu sichern, sondern auszubauen, so der Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer. Dem Preisdruck, der weiter zunehmen werde, und kleinen, flinken Billiganbietern müsse Weinig durch Innovationen und Dienstleistungen begegnen. "Der Weg vom typischen Maschinenbauer zum Technologielieferanten und Problemlöser ist vorgezeichnet."
Große Hoffnung setzt man im Taubertal auf die jüngst eingeführte "Powermat"-Serie: Ein Fertigungskonzept, das den Kunden erlaubt, auch kleinste Losgrößen ohne Mehrkosten zu fertigen. Als Beispiel nannte Hundsdörfer den Stuhlhersteller Thonet: Der konnte dank des "Conturex" von Weinig die Verlagerung seiner Holzstuhl-Fertigung nach Osteuropa vermeiden - und Arbeitsplätze in Deutschland sichern. So etwas gefällt auch dem Kanzler.