Wer sich sein morgendliches Baguette gerne dick mit Nuss-Nougat-Creme bestreicht, nachdem er bereits eine erste Zigarette geraucht hat und zum Start in den Tag noch einen beherzten Schluck von einem Energy-Drink zu sich nimmt, für den wird das Leben in Frankreich teuer. Die Regierung hat beschlossen, bestimmte Gesundheitssünden mit Sonderabgaben zu bestrafen.
Dahinter stehen gleich zwei Absichten: die Bürger dünner zu machen und das Staatssäckel dicker. Das hat es bitter nötig. 40 Millionen Euro verspricht sich der verschuldete Staat von seiner Ernährungs-Erziehungsmaßnahme.
Nachdem bereits zu Jahresbeginn die Steuern auf Cola, Limonaden und übermäßig gezuckerte Fruchtsäfte stiegen und im Herbst auf Bier, Zigaretten und Energiegetränke, sind jetzt Schokoaufstriche und –riegel an der Reihe: Gestern hat der französische Senat die „Nutella-Steuer“ beschlossen.
Begründet wird sie mit der Sorge um die zunehmende Fettleibigkeit der Franzosen, begeisterte Nutella-Konsumenten und doch laut Studien das schlankste Volk Europas. Fast zwei Kilo Palmöl nimmt ein durchschnittlicher Franzose im Jahr zu sich, versteckt in süßen Brotaufstrichen, Keksen, Chips und anderen Kalorienbomben.
Nun steigt die Steuer auf das Fett um satte 300 Prozent und damit erhöht sich auch der Preis für die Produkte, in denen es enthalten ist. Eine Entscheidung, die schlecht ankommt in Zeiten, wo die Franzosen ohnehin den Gürtel enger schnallen müssen – und nun also im wahrsten Wortsinn. Wo sie auch die positiven Auswirkungen auf die Stimmungslage gut gebrauchen könnten, die kakaohaltigen Lebensmitteln zugeschrieben werden.
Manche fühlen sich erinnert an eine „Hexenjagd“ gegen alles, was nicht unbedingt vernünftig ist, für viele Menschen aber zur Lebensqualität gehört. So steigt der Preis für ein Päckchen Zigaretten ab Januar von rund 6,60 auf sieben Euro, der einer Flasche Bier zumindest um ein paar Cent.
Und wenn auch für Nutella die endgültige Preiserhöhung am Ladenregal minimal sein dürfte – die Rede ist von sechs Cent pro Kilogramm Schokocreme – so hat sie große symbolische Wirkung. Ihre Kritiker beklagen, dass die Steuer vor allem die Mittelschicht massiv trifft. „Wenn Palmöl so gefährlich ist, muss man es verbieten, nicht besteuern“, argumentiert die kommunistische Senatorin Annie David. „Den Politikern kann es egal sein, die ernähren sich ohnehin von Stopfleber und Kaviar, ohne Palmöl“, regt sich ein Internet-Kommentator auf. Der sozialistische Senator Yves Daudigny, der den Gesetzesvorschlag eingebracht hat, erklärt hingegen, die Steuer richte sich an die Industrie, nicht an die Konsumenten, und ziele auf eine geringere Verwendung von Palmöl in deren Lebensmittelprodukten ab. Sie solle auch ein Zeichen gegen die Abholzung von Wäldern setzen, die mit der Palmöl-Produktion einhergehe. Doch Nutella-Produzent Ferrero entgegnet, das Unternehmen fahre längst eine Strategie der Nachhaltigkeit, die diese vermeide. Zumindest eine gute Nachricht hat der Konzern allerdings für alle Naschkatzen: Das Rezept von Nutella, das zu mehr als 50 Prozent aus Zucker und rund 30 Prozent aus Fett besteht, bleibt gleich, Steuer hin oder her.