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MÜNCHEN/FRANKFURT: Großer Bahnhof für den neuen „Jumbo“

MÜNCHEN/FRANKFURT

Großer Bahnhof für den neuen „Jumbo“

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    Der Riesen-Airbus A 380 rollt am Mittwoch dieser Woche in München zur Startbahn. Das größte Passagierflugzeug der Welt gastierte für einen Tag in Bayern.
    Der Riesen-Airbus A 380 rollt am Mittwoch dieser Woche in München zur Startbahn. Das größte Passagierflugzeug der Welt gastierte für einen Tag in Bayern. Foto: FOTO dpa

    Das einzig vergleichbare Erlebnis wäre eine Fahrt mit einem Luxusjeep inmitten der Großstadt. Hoch über allen anderen, umgeben von feinster Technik und begleitet von einem edlen Surren lässt man sich gemütlich fahren und zieht dabei genüsslich neidische Blicke auf sich.

    Nur mit einem kleinen Unterschied: man sitzt nicht in einem umweltfeindlichen Kohlenstoffdioxidspucker mit Vierradantrieb, sondern in einer Maschine monströser Ausmaße. Sieben Etagen hoch, so breit wie ein Fußballfeld und 476 Tonnen schwer. Kurz: ein Flug im A 380, dem größten Flugzeug der Welt, lässt sich nur schwer vergleichen.

    Groß, größer, am größten

    Allen Beteuerungen der Pressesprecher, es habe eine „absolute Notwendigkeit“ für den Bau dieser Maschine bestanden, zum Trotz: Bis man nicht ein anderes Düsenflugzeug am A 380 vorbeifahren sieht, versteht man nicht, wie relativ „Größe“ ist. Für sich genommen sieht der A 380 nur wie ein normales, nicht besonders ästhetisch geformtes Flugzeug aus. Nur wenn ein Fluggerät passiert, werden die gigantischen Ausmaße des 73 Meter langen und 24 Meter hohen Ungetüms erkennbar. Nach dreißig Jahren Alleinherrschaft des legendären Boeing „Jumbo“ 747 an der Spitze der Flugzeugevolution verweisen die Europäer die Amerikaner mit ihrer technischen Meisterleistung auf den zweiten Platz.

    Elf Jahre, nachdem Airbus ernsthaft die Idee vom Bau eines Riesenflugzeugs aufnahm, hebt sich der Riese endlich mit Passagieren in die Lüfte. Die Aufregung ist allgemein spürbar und fast ansteckend. Am Flughafen bestaunen Hunderte das technologische Wunder von der Besucherterrasse, Flughafenangestellte halten in ihrer Arbeit inne, um dem vorbeirollenden Riesen auf dem Weg zum Start zu winken. Ob man die Titanic ähnlich verabschiedet hat?

    An Bord schnattern hohe Funktionäre in Hemd und Krawatte aufgeregt wie Schulmädchen. Das ohrenbreite Lächeln der handverlesenen, blonden und blauäugigen Stewardessen wird auch am nächsten Tag nach 24 Stunden ohne Schlaf noch bereitwillig weiße Zähne und Grübchen zeigen. Wie auch nicht, wurden doch nur 30 Glückliche unter 13 000 BewerberInnen ausgesucht.

    Dann heulen die Triebwerke auf, oder besser gesagt, verstärkt sich ein wenig das elegante Summen im Hintergrund. Auf dem Bildschirm am Vordersitz, auf dem man eine von drei eingebauten Live-Kameraansichten wählen kann, beschleunigt das Flugzeug auf der Startbahn, innerhalb von Sekunden verschwindet Frankfurt unter den Wolken.

    Bis zu 853 Passagiere an Bord

    Maximal 853 Passagiere, also 40 Prozent mehr als in der 747, passen in den Flüsterriesen. Die meisten Airlines werden das zweigeschossige Ungetüm aber wahrscheinlich nicht zu vollpacken, sondern ihn mit einer komfortablen Business- und First Class bestuhlen. So will die Lufthansa „nur“ 549 Sitze in dem Langstreckenflieger unterbringen.

    Über den Komfort an Bord kann man also noch nicht viel sagen, ist er doch von den Entscheidungen einzelner Fluglinien abhängig. Bei Virgin etwa soll Luxus herrschen. Hier will man angeblich auf der ersten Etage ein Kasino und eine Bar unterbringen, während die Gäste der oberen Zehntausend sich im Unterdeck auf Doppelbetten ausruhen können.

    Es wird noch dauern, bis der Durchschnittseuropäer in den Genuss des A 380 kommt. Aufgrund der vielen Pannen bei der Produktion, hier soll nur an die zu kurz geratenen Stromkabel erinnert werden, werden erst im Sommer 2009 die ersten Jets an europäische Airlines geliefert. Wer es nicht abwarten kann, kann ab diesem Herbst bei Singapur Airlines in den Genuss des Flüsterriesen kommen. Größter Abnehmer sind die Emirates, die allein 40 Flugzeuge bestellt haben und den Flughafen in Dubai zu einem internationalen Hub ausbauen, der vor allem den asiatischen und europäischen Fluglinien die Stirn bieten will.

    Nur eines kann man bereits mit Sicherheit sagen. Der A 380 ist eines der leisesten Flugzeuge der Welt: Passagiere werden die niedrige Geräuschkulisse dafür nutzen können, um ausgeschlafen an ihrem Zielort anzukommen. Zusätzlich ist er dank seiner Leichtbauweise, das hintere Drittel des Flugzeuges besteht aus Kohlefasern und nicht aus Aluminium, auch einer der sparsamsten Flieger: Nur 3,4 Liter Treibstoff verbraucht er, um einen Passagier 100 Kilometer weit zu befördern.

    Wenn man aber erst einmal abgehoben hat, ist von den gigantischen Ausmaßen des A 380 wenig zu merken. Von innen sieht er aus wie jeder andere Langstreckenjet, nur vielleicht ein wenig breiter.

    Stichwort

    Der A 380 am Boden Rund 61 Mitarbeiter werden etwa in Frankfurt damit beschäftigt sein, den Riesen innerhalb von 95 Minuten wieder startklar zu machen. In dieser Zeit müssen die Sitze gereinigt, 1100 Mittag- und Abendessen an Bord geschafft, 10 000 Liter Abwasser entsorgt und 310 000 Liter Benzin getankt werden.

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