Der Buchgroßhändler Koch, Neff und Volckmar (KNV) hat am vergangenen Donnerstag beim Amtsgericht Stuttgart Insolvenz angemeldet. Der Grund: Überschuldung. Verhandlungen mit einem Investoren waren gescheitert.
Die KNV funktioniert als Bindeglied zwischen den Verlagen und Buchläden wie der Buchhandlung am Turm in Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) von Edda und Klaus Braun. Für sie ist die KNV "der Großhändler, an dem alles hängt", so Klaus Braun. Wie es weitergeht, wenn die KNV wirklich nicht mehr liefert, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. "Dann müssen wir vielleicht sogar schließen."
Täglich bestellt Braun bis zu 40 Bücher für Kunden. Dazu kommen die Lieferungen der Verlage, die ihre Logistik über den Großhändler abwickeln. Auch das EDV-System der Buchhandlung läuft über die KNV.
Die Bestellungen einzeln beim Verlag in Auftrag zu geben, sei aufwändig und die Lieferzeit zu lang, so Braun. Dass die zwei Konkurrenten, Libri und Umbreit, alle KNV-Kunden übernehmen, glaubt er nicht. Dafür fehlten die Kapazitäten.
"Der ganze Buchhandelsbetrieb würde zusammenbrechen."
Sabine Sauerbrey, Buchladen am Markt in Kitzingen
Werner Beyer vom Buchladen Neuer Weg in Würzburg ist schon Kunde bei allen drei Unternehmen und kann ausweichen. "Das bedeutet aber einen großen Mehraufwand" sagt er, denn die KNV sei sein mit Abstand wichtigster Großhändler. Er werde von der KNV darüber informiert, wie es nun weitergehen soll. "Aber die Informationen sind unvollständig und widersprechen sich mit den Informationen, die zum Beispiel unser Würzburger Lieferant bekommen hat."
Im Buchladen am Markt von Hans-Dieter und Sabine Sauerbrey in Kitzingen ist man zuversichtlich, dass sich ein Investor finden wird, der die KNV auffängt. "Die KNV ist so groß, dass sonst der ganze Buchhandelsbetrieb zusammenbrechen würde", so die Einschätzung von Sabine Sauerbrey.
Knapp 600 000 Titel ständig am Lager
"Die Nachricht von der Insolvenz hat in unserer Branche alle erschüttert", sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Heinrich Riethmüller am Freitag. Die KNV arbeitet als Groß- und Zwischenhändler und hat die Auslieferungen für ganz Verlage übernommen. Im 2014 eröffneten Zentrallager in Erfurt sind nach Unternehmensangaben ständig knapp 600 000 Titel vorrätig. Mit einem eigenen Fahrdienst beliefert sie Buchläden über Nacht. Zudem bietet sie Buchhandlungen IT-Systeme und Unterstützung beim Marketing an.
Der Umzug von Stuttgart nach Erfurt in das neue Lager hatte länger gedauert, als zunächst geplant. Um den Betrieb in dieser Zeit aufrecht erhalten zu können, hatte das Unternehmen erhebliche Mehrkosten in Kauf nehmen müssen.
Betrieb läuft vorerst weiter
Nun will KNV "die derzeit laufende Restrukturierung im Zuge des Insolvenzverfahrens erzielen", heißt es in einer Pressemitteilung. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Tobias Wahl, kündigte an, das Unternehmen fortführen und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten zu wollen. Er wolle nun zügig Gespräche mit möglichen Investoren aufnehmen.